Rallye-WM: Belgier Duval rückt Loeb im 2005er Xsara auf den Pelz

Weltmeister Sébastien Loeb muss ernsthaft um seinen sechsten Sieg in Folge bei der ADAC Rallye Deutschland bangen. Nach dem ersten Tag des zehnten von insgesamt 16 WM-Läufen führt völlig überraschend der Belgier Francois Duval im Vorjahres-Citroen Xsara WRC.

Von wegen „im Westen nichts Neues.“ Den ganzen Tag über hatte es so ausgesehen, als solle sich Seriensieger Loeb auch bei seinem sechsten Deutschland-Start frühzeitig in Position für den Gesamtsieg bringen, doch auf der letzten Freitag-Prüfung (Schönes Moselland 2) leistete sich der Elsässer einen Patzer. Mit dem Wimpernschlag von 1,3 Sekunden Vorsprung geht Loebs ehemaliger Teamkollege nunmehr auf die weiteren 13 Prüfungen.

Sollte sich keiner der beiden Spitzenreiter am Samstag auf der berüchtigten Panzerplatte in Baumholder absetzen können, käme sogar der WP 17, dem „Circus Macimus“ am Sonntag morgen rund um die Porta Nigra, neben dem Showspektakel sogar noch eine sportliche Bedeutung zu. Auf der gleichen Prüfung, auf der Loeb seinen Tagesvorsprung verspielte, musste sein Teamkamerad Dani Sordo, bis dato Vierter im Gesamtklassement, seinen C4 WRC gestern abend mit Motorschaden abstellen.

Zu Beginn des Tages hatte der angeblich fürs Wetter verantwortliche Trierer Stadtpatron Petrus tief in die Trickkiste gegriffen und zur (Reifen)-Lotterie gebeten: Mal sonnig, mal ein Guss von oben, mal Matsch auf der Strecke, mal „furztrocken“: Vom „Schwarzen Gold“ hing wieder vieles ab. Als Grönholm schon auf der ersten WP (Ruwertal-Fell) zehn Sekunden auf Loeb „kassierte“, wähnte sich der Franzose früh in Vorteil. „Ein guter Start, besser als in Finnland. Das Auto untersteuert zwar ein wenig, aber zehn Sekunden auf Marcus zu diesem frühen Zeitpunkt sind nicht schlecht.“ Dass ein „altes“ Auto nicht unbedingt ein Nachteil sein muss, stellte der 2005 im Unfrieden von Citroen geschiedene Duval unter Beweis.

Der 26jährige Belgier fuhr offensichtlich mit der richtigen Mischung aus Entschlossenheit, kalkuliertem Risiko und Wut im Bauch. An der Seite von Loeb, im vergangenen Jahr als Kronos-Pilot während einer Citroen-Auszeit Weltmeister geworden, landete er vor zwei Jahren hinter dem Elsässer bei der „Deutschland“ auf Rang zwei. Am Ende des Jahres aber wurde er geschasst, weil er sein Einsatzgerät im ungestümen Vorwärtsdrang mitunter mehr auf dem Dach als auf den Rädern bewegte. Sogar Altmeister Carlos Saison hatten ihm die Franzosen damals noch für kurze Zeit vor die Nase gesetzt. „Das Auto fühlt sich fast noch genau so an, wie ich es 2005 gewohnt war“, konstatierte Duval gestern Abend nach der ereignisreichen Schlussrunde.

Im Riesling-Reich sorgte am Nachmittag aber auch der neue Ford Focus WRC für die Pace. Mikko Hirvonen glänzte mit einer Bestzeit auf WP 4. Grönholm schob sich an Sordo vorbei auf den dritten Platz, bedauerte jedoch: „Ich hatte morgens kein Vertrauen in das Auto, um maximal zu attackieren, weil es recht trocken war. Unsere letzten Asphalt-Tests fanden aber alle bei Regen statt.“

Wie schon aus den Vorjahren gewohnt, „überfiel“ der insgesamt jedoch sehr friedliche Schwarm der PS-Enthusiasten auch heuer wieder die Reben-Region. Babylonisches Stimmengewirr, Transparente, Fahnen, ein buntes Käppi-Meer. Manch findiger Anlieger verdiente sich zudem mit einem Bier- und Würstchenstand „Marke Eigenbau“ das nächste Wellness-Weekend mit der Mami. Insgesamt wurden 55.500 Fans am ersten Rallyetag vom Veranstalter gezählt.

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