Rallye-WM: Die finale Testfahrt aus Beifahrer-Sicht (mit Video)

Für die Rallye-Fahrer ist der so genannte Shakedown eine Möglichkeit, ihr Fahrzeug vor dem eigentlichen Rennen ein letztes Mal auszuprobieren. Für die Motorsport affine TV-Volontärin Anita Schack war die Mitfahrt im Honda eine Grenzerfahrung.



Für fünf Kilometer zu Fuß braucht ein Spaziergänger rund eine Stunde, Nordic Walker schaffen die gleiche Distanz wohl etwas schneller. Rallye-Pilot Andreas Mansfeld braucht am Donnerstag auf dem Parcours zwischen Mesenich und Liersberg im ersten Durchgang 5:07 Minuten. „Keine berauschende Zeit“, wie Mansfeld zugibt. Ob das Ergebnis damit zusammenhängt, dass statt seinem „richtigen“ Beifahrer Rudi Küfner eine junge Journalistin neben dem 45-Jährigen Platz nahm? Mansfeld sieht das aber gelassen, schließlich stehe bei ihm der Spaß im Vordergrund, und den hatte der Kölner definitiv. Das gleiche kann seine Aushilfs-Co-Pilotin nicht behaupten. Freude am Bei-Fahren? Keine Spur. Ein Rückblick mit Stoppuhr:

Kurz vor 12 Uhr: Keine Testfahrt ohne das richtige Outfit. Feuerfester Overall über Jeans und Kapuzenpulli. Drei Nummern zu groß wird man innerhalb weniger Minuten zum Michelin-Männchen. Zum Glück sieht man darin die wackeligen Beine nicht.

12.05 Uhr: Der Honda S.2000 mit 250 PS setzt sich vom Trierer Messepark aus röhrend in Bewegung. Die Nervosität steigt. Warum heißt die finale Testfahrt eigentlich Shakedown?

12.30 Uhr: Der Hosenträger-Gurt sitzt stramm, zudem drückt der geliehene Helm ein wenig. Rückstau kurz vor dem Start in Mesenich. Warten. Und schon kommt wieder Bewegung in die Schlange. Im Minutentakt preschen die Rallye-Wagen los.

12.51 Uhr: Ein letzter Blick auf das „Gebetbuch“: 60 Meter bis zur ersten Moment, war das jetzt eine Rechts- oder eine Linkskurve? Los geht’s.

12.52 Uhr: Wie früh muss die Bodenwelle angesagt werden?

12.53 Uhr: Gas geben, Gang wechseln, Gas geben, lenken, bremsen, der Honda rutscht nach hinten weg. Fuß aufs Gaspedal und weiter. Mansfeld meistert den kurvenreichen Parcours inklusive Schikanen souverän.

12.54 Uhr: Obwohl sich die Beifahrerin mit aller Kraft an der sich durch das Cockpit gezogenen Stahlstange festkrallt, wird sie während der fünfminütigen Fahrt ordentlich durchgeschüttelt. Landschaft und Leute fliegen vorbei. Noch eine Kurve, wieder schert das 250-PS-Gefährt aus. Wann kommt das Ziel?

12.56 Uhr: Endlich geschafft! Fünf Minuten können sehr lang sein. Kurz hinter Liersberg hält der Wagen an. Das Aussteigen fällt schwer. Mindestens weitere fünf Minuten vergehen, bis die Beifahrerin wieder festen Boden unter ihren Füßen fühlt. Und so langsam dämmert es, warum die letzte Testfahrt vor einer Rallye „Shakedown“ heißt.

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