Sauere Milchbauern verzichten auf Ministerfrühstück

Mainz · Frust statt Frühstück: Nach zahlreichen Protesten im Land rheinland-pfälzische Milchbauern nun im Kampf um höhere Milchpreise in Mainz ein Gespräch mit Landwirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) abgebrochen.

Hering hatte etwa 30 Landwirte, die seit Dienstag mit einem „Milchsee“ vor seinem Ministerium protestierten, zu einem Frühstück auf offener Straße eingeladen. Doch dazu kam es nicht. Als er erklärte, er könne die Forderung nach Preis- und Mengenregelungen nicht unterstützen, weil sie nicht umsetzbar sei, wandten sich die Bauern ab. Hering, der mit seinen Mitarbeitern allein bei den drei weißen Plastiktischen auf dem Bürgersteig zurückblieb, rechtfertigte seine Position: „Es wäre unverantwortlich, den Bauern die Hoffnung zu machen, dass die Politik Preis und Menge regeln kann“, sagte er.

Der rheinland-pfälzische Landesvorsitzende des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM), Kurt Kootz, warf der Landesregierung daraufhin vor, sie sei für jeden Betrieb mitverantwortlich, der eingehe. Es sei inakzeptabel, zu sagen, dass die Forderungen nicht umsetzbar seien. „Es wird nicht mal der Versuch gemacht, Mehrheiten zu finden, um das Konzept umzusetzen“, kritisierte er. Wie es weitergehe, sei nun situationsabhängig. Am späten Nachmittag berichtete ein Polizeisprecher, die Landwirte wollten eigenen Angaben zufolge bis Sonntag ausharren. Eine von ihren Traktoren blockierte Straße beim Ministerium im Stadtzentrum blieb gesperrt.

Der Deutsche Bauernverband und seine 18 Landesverbände riefen unterdessen manche Bauern dazu auf, „zu einem gewaltfreien Streit mit der Politik und den Marktbeteiligten“ zurückzukehren. Der zunehmend radikalere Protest einer Gruppe von Milchbauern finde immer weniger Verständnis bei Bürgern, Verbrauchern, Politikern und Berufskollegen, hieß es in einer Mitteilung des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau. So sei bei der Agrarministerkonferenz in Eisleben in Sachsen-Anhalt mit ausgegossener Milch ein Fischsterben ausgelöst worden. „Das systematische Verschütten und Zerstören des Lebensmittels Milch mit Güllewagen ist ethisch bedenklich und stößt in der Bevölkerung immer mehr auf Unverständnis“, hieß es.

In Mainz unterbrachen die Bauern Herings Ansprache, und der 22-jährige David Zeimes schilderte ihre Situation. „Wir sind hierhergekommen, weil es uns schlecht geht und wir keinen Ausweg mehr wissen“, sagte der junge Mann aus Krautscheid (Eifelkreis Bitburg-Prüm), der als Vertreter der jungen Bauern sprechen sollte. Der einzige Ausweg, den er sehe, sei, dass die Politik die Forderung des BDM unterstütze. Von Hering wolle er nur ein klares Ja oder Nein dazu hören. „Ein klares Nein, weil das der Irrweg ist. Der führt Sie in den Ruin“, sagte Hering. Darauf wandten diese sich ab.

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