Stichwahl zwischen Kandels und Rinnen am 11. Oktober

Bitburg · Der Bitburger Wahlkrimi blieb spannend bis zum Schluss, obgleich Joachim Kandels (CDU) relativ rasch mit rund einem Drittel der Stimmen in Führung ging – und diese nicht mehr abgab. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten sich Frank Schaal (FBL) und Rudolf Rinnen (unabhängig) um den zweiten Platz. Den sicherte sich dann Rinnen mit einem Vorsprung von 198 Stimmen (24,3 Prozent). Schaal, der auch von der FDP unterstützt wurde, erreichte 21,3 Prozent.

 Stichwahl ums Bürgermeisteramt in Bitburg: In zwei Wochen treten der parteilose Rudolf Rinnen (links) und CDU-Vertreter Joachim Kandels noch einmal an. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Stichwahl ums Bürgermeisteramt in Bitburg: In zwei Wochen treten der parteilose Rudolf Rinnen (links) und CDU-Vertreter Joachim Kandels noch einmal an. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: Fritz-Peter Linden

Mehr als 100 Bürger verfolgten gestern Abend live im Rathaus, wie die fünf Kandidaten bei der Bürgermeister-Wahl in den einzelnen Wahlbezirken abschnitten. Natürlich waren auch die fünf Kandidaten selbst vor Ort: CDU-Mann Joachim Kandels stand mit seiner Partnerin an einem der Stehtische, Peter Berger (Grüne) hatte sich mit Frau und Töchtern vor dem Kamin einen Platz gesichert, Frank Schaal (FBL) verfolgte das Geschehen mit seiner Lebensgefährtin aus einem sicheren Eckchen, während Rudolf Rinnen (unabhängig) kaum stillstehen konnte und zwischen Vorraum und dem kleinen Sitzungssaal hin und her lief. Horst Büttner (SPD) wiederum hatte sich ganz vorne in der ersten Reihe niedergelassen. So weit vorne stand die SPD dann aber in der Gunst der Wähler nicht – weder auf Bundesebene noch in Bitburg. Typisch Bitburg: Anerkennung jenseits aller Fraktionsgrenzen Nach den ersten Hochrechnungen der Ergebnisse bei der Bundestagswahl ging ein Raunen durch den Bitburger Rathaussaal. Im Fernsehen wurde das „schwärzeste Ergebnis“, das die SPD je eingefahren hat, diskutiert, während in Bitburg gerade der erste von 13 Stimmbezirken ausgezählt war. Masholder. Da zeichnete sich bereits ab, was später Ergebnis werden sollte: Kandels erreichte 31,5 Prozent, Rinnen 24,4 Prozent, Schaal 23,8 Prozent, Berger 14,9 Prozent. Weit abgeschlagen war SPDMann Büttner mit 5,4 Prozent. Den Kandidaten war die Anspannung an den Gesichtern abzulesen. Noch war alles offen. Dass es keiner der fünf Bewerber auf Anhieb schaffen würde, mehr als 50 Prozent zu erreichen, war zu erwarten gewesen. Auch die Kandidaten selbst gingen alle von einer Stichwahl aus. Auch nach sieben der 13 Stimmbezirke hoffte noch jeder, mit dabei zu sein. Da lag Schaal mit 22,5 Prozent und 43 Stimmen mehr vor Rinnen (20,7 Prozent). Nach elf Stimmbezirken nahm Kandels die ersten Glückwünsche entgegen. Sein Einzug in die Stichwahl war gewiss. Typisch Bitburg war die fraktionsübergreifende Sympathie und Anerkennung, die sich die Akteure entgegenbringen. CDU-Mann Werner Pies kniete etwa beim zu diesem Zeitpunkt bereits aussichtslosen Horst Büttner, während SPD-Mann Thomas Barkhausen sich am Kamin mit Peter Berger unterhielt. Vor dem Auszählen der Briefwahl, bei der knapp 2000 Bitburger ihre Stimme abgegeben haben, lag Kandels mit 34 Prozent vorn, gefolgt von Rinnen mit 24 und Schaal mit 20,7 Prozent. Anschließend verkündete Amtsinhaber Joachim Streit folgendes Ergebnis: Kandels erreichte mit 2201 Stimmen 33,6 Prozent, Rinnen 24,3 Prozent (1592 Stimmen), Schaal 21,3 Prozent (1395), Berger 11,6 (757) und Büttner 9,2 Prozent mit 602 Stimmen. „Ich freue mich. Auch über den Vorsprung vor dem Zweitplatzierten. Das ist eine gute Ausgangslage für die Stichwahl“, sagte Kandels. Auch Rinnen wirkte erleichtert und freute sich darüber, die Stichwahl erreicht zu haben und wünschte sich für den 11. Oktober eine höhere Wahlbeteiligung als die 65 Prozent von gestern. „Als unbekanntester der Kandidaten habe ich doch ein gutes Ergebnis erreicht. Ich hätte mich gefreut, in die Stichwahl zu kommen, aber ich sehe das olympisch: Dabei sein ist alles“, sagte Schaal. Stolz war auch Berger: „Ich kann nur sagen: Ich habe als grüner Bürgermeister-Kandidat in Bitburg mehr Prozente geholt als die Grünen auf Bundesebene. Wir sind auf dem richtigen Weg und längst keine Randgruppe mehr in der Stadt.“ Enttäuscht war nur SPD-Mann Büttner: „Ich hatte mich schon unter den beiden Erstplatzierten gewähnt“, sagte er. So war der gestrige Tag wie auf Bundesebene auch für Bitburgs SPD ein rabenschwarzer Tag.
Meinung


Jede Stimme zählt für Bitburg

Von Dagmar
Schommer

Bitburgs CDU kann aufatmen. Zuletzt war sie gegen Amtsinhaber Joachim Streit, obgleich stärkste Fraktion, chancenlos. Mit 17 Prozent unterlag 2004 CDU-Kandidatin Yvonne Averwerser gegen Streit, der mehr als 80 Prozent der Stimmen einstrich. Dass es nach Streit keiner der fünf Kandidaten auf Anhieb schaffen würde, Bürgermeister zu werden, war klar. Zu dicht war das Feld der Bewerber, ein eindeutiger Favorit war im Vorfeld schwer auszumachen. Schaal hatte im Vergleich zu Rinnen sicher den Nachteil, weniger bekannt zu sein. Sein Ergebnis verdient ebenso Achtung wie das des Grünen-Kandidaten Peter Berger, der bewiesen hat: Die Grünen sind in Bitburg längst keine Randgruppe mehr und graben der SPD so langsam das Wasser ab. Wirklich schlecht hat eigentlich nur Altbürgermeister Horst Büttner abgeschnitten: Er konnte kaum Wähler für sich mobilisieren und blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück. Enttäuschend ist auch die relativ geringe Wahlbeteiligung – und das trotz der alle insgesamt ernst zu nehmenden und vor allem glaubwürdigen Bewerber. Das sollte sich bis zur Stichwahl ändern. Denn jede Stimme zählt – und am Ende machen wenige Stimmen den Unterschied. d.schommer@volksfreund.de

Des einen Freud’, des anderen Leid Stimmen zur Wahl: Bitburger Polit-Prominenz zur Wahl

Von zu großen Schuhen, konkurrierenden Blöcken und einer zufriedenen CDU: Erste Eindrücke von Fraktions-Chefs des Stadtrats sowie Stadtverbands-Vorsitzenden der Parteien zum Ausgang der Bürgermeister-Wahl.

Bitburg. (scho) Von den beiden Kandidaten, die am 11. Oktober bei der Stichwahl um das Bürgermeister- Amt in Bitburg antreten, Joachim Kandels (CDU) und Rudolf Rinnen (unabhängig), hält SPD-Fraktionschef Stephan Garçon wenig: „Die Schuhe des Bürgermeisters sind für beide einige Nummern zu groß. Da beide Befürworter der fliegerischen Nutzung des Flugplatzes sind, werde ich der SPD vorschlagen, dass wir uns bei der anstehenden Stichwahl enthalten.“ Fraktions-ChefWilli Notte (Liste Streit), für die sich Rinnen im Stadtrat engagiert, erklärt das Ergebnis wie folgt: „Es gibt in Bitburg drei Blöcke: rechts, links und die Freien. Und die Freien haben sich bei der Bürgermeister- Wahl mit den zwei Kandidaten Rinnen und Schaal gegenseitig Konkurrenz gemacht.“ Im FBL-Lager ist man über den Ausgang der Wahl etwas enttäuscht: „Schade, dass Schaal nicht die Stichwahl erreicht hat“, sagt FBLFraktions- Chef Manfred Böttel und erklärt: „Er konnte sich in der kurzen Zeit einfach nicht bekannt genug machen.“ So sieht es auch FDP-Fraktionschefin Marie-Luise Niewodniczanska. Ihre Partei hatte den FBL-Kandidaten Schaal ja ebenfalls unterstützt. „Schade, schade, schade“, sagt sie und betont, dass er eigentlich der bessere Mann gewesen wäre. Vollauf zufrieden ist Lothar Weis, Vorsitzender des CDUStadtverbands: „Bei fünf Kandidaten deutlich über 30 Prozent zu erreichen, das ist ein sehr gutes Ergebnis. Wir gehen mit Optimismus in die Stichwahl.“ Der noch amtierende Bürgermeister Joachim Streit, der ab Mitte Dezember als neuer Landrat ins Kreishaus wechselt, gibt sich diplomatisch: „Das ist das Ergebnis, das mir in Gesprächen am häufigsten als möglicher Wahlausgang zugetragen wurde. Bei der Stichwahl ist wichtig, dass auch alle die zur Wahl gehen, die ihre Kandidaten nun nicht vorne gesehen haben.“

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