Telefon-Terror: Bis zu 250 Anrufe täglich

Trier · Die Bundesnetzagentur in Bonn geht gegen Massenanrufe von Callcentern vor. Gerade hat die Agentur sieben Telefonnummern gesperrt. Während Kritiker befürchten, dies könnte eine Sisyphus-Aufgabe werden, weil für jede gesperrte Nummer neue auftauchen, ist die Bundesagentur optimistisch.

(hw) Ilse G. aus Trier ist genervt. „Ich werde täglich von bis zu 50 Anrufen überfallen. Es melden sich irgendwelche Glücks- und Gewinnspiel-Veranstalter und wollen mich zum Mitmachen überreden“, sagt die Seniorin. Doch mit diesen Tricks kann man ihr nicht mehr kommen.

Vor wenigen Wochen hat sie einen Schlussstrich gezogen, nachdem sie öfter den verlockenden Spielangeboten nachgegeben hatte. „Rund 800 Euro habe ich so verloren“, sagt sie. Doch danach fing der Anruf-Terror an. Insgesamt 19 verschiedene Callcenter überhäufen die Frau mit Anrufen. Sie führt darüber Buch: Montag: 29 Anrufe, Dienstag: 37 Anrufe, Mittwoch 49 Anrufe. Zwischen zehn und 20 Uhr bleibt ihr Telefon selten still.

Die Bundesnetzagentur will die Verbraucher vor solchem Telefon-Terror schützen. Einige Callcenter nutzen sogenannte „predictive dialer“, das sind automatische Wählprogramme, die für einen Mitarbeiter gleichzeitig verschiedene Telefonnummern anrufen. Hebt einer der Angerufenen ab, fliegen die anderen aus der Leitung.

Zumindest für vier Callcenter, die mit dieser Methode arbeiten, hat die Bundesnetzagentur nun die Bremse gezogen und ihnen sieben Nummern gesperrt. „Das ist ein Schuss vor den Bug“, sagt der Sprecher der Bundesnetzagentur, Rudolf Boll, dem TV. „Die sieben gesperrten Nummern sind ein Anfang. Wir werden weiter gegen solche Methoden vorgehen“, sagt er.

Die Telefonnummern der Callcenter wurden nach Beschwerden genervter Angerufener ermittelt. „Wir brauchen eine schriftliche Beschwerde, am besten mit den Telefonnummern und den Anrufzeiten“, erklärt Boll. Einen entsprechenden Vordruck gibt es auf der Internetseite der Bundesnetzagentur (www.bundesnetzagentur.de). In einem Fall klingelte in einem Haushalt das Telefon sogar 250-mal am Tag, berichtet Boll. Diesem Treiben möchte die Netzagentur ein Ende bereiten. Ilse G. hat ihren persönlichen Schutz entwickelt. Sie zieht den Telefonstecker.

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