Trier: Mahnende Worte beim Festakt in der Synagoge

Triers jüdische Gemeinde hat mit hunderten Gästen der Einweihung seiner Synagoge vor 50 Jahren gedacht. Die Festredner, unter ihnen Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden, erinnerten erneut daran, aus der Vergangenheit die Lehren zu ziehen, und gegenüber rechtstextremistischer Agitation und Aktion wachsam zu bleiben.

Von einstmals 800 Juden in Trier vor 1933 kehrten nach dem Zweiten Weltkrieg nur 14 zurück in ihre frühere Heimat. Sie aber belebten die jüdische Gemeinde wieder. Krönender Abschluss des Wiederaufbaus: Die 1957 eröffnete Synagoge in der Trierer Kaiserstraße. 50 Jahre später hat die Gemeinde in Anwesenheit zahlreicher Gäste an die Zeit der Einweihung erinnert, zunächst in der Synagoge, wo Rabbi Gerald Rosenfeld aus dem französischen Thionville eine Festpredigt hielt. Man müsse ein wahrer Utopist gewesen sein, um nach 1945 einen Neuanfang im Land der Täter zu starten. "Woher nahmen die Menschen nach 1945 die Kraft hierfür", fragte auch Benz Botmann in seiner Eröffnungsrede. Die Feierstunde in der Synagoge wurde von einem Chor begleitet, der mehrere Lieder in Hebräisch anstimmte und kraftvoll intonierte.

Anschließend gingen die Gäste, unter ihnen Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Rheinland-Pfalz Sozialministerin Malu Dreyer und Oberbürgermeister Klaus Jensen sowie zahlreiche Mitglieder der jüdischen Gemeinde, zu Fuß ins nahe gelegene Theater. Vor einem proppevollem Saal und umrahmt von Beiträgen des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier erinnerten mehrere Festredner an die Katastrophe des Holocaust, den Wiederaufbau der Gemeinde und das "gute Miteinander" (Jensen). Der frühere Vorsitzende der Trierer Kultusgemeinde, Gerd Voremberg, rückte die Revitalisierung der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland durch die massive Zuwanderung von Juden aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion nach 1989 in den Vordergrund, sie stellen mittlerweile etwa 80 Prozent der insgesamt 500 Gemeindemitglieder. Das deutsche Judentum in der Zeit vor 1933 werde es nie mehr geben, sagte Voremberg. Es werde sich ein neues Judentum bilden, dies brauche aber seine Zeit. Schon jetzt würden sich aber die Söhne und Enkel der Aussiedlergeneration verstärkt in die Gemeindearbeit einbringen.

Festrednerin Charlotte Knobloch verwies ebenfalls auf die Zuwanderung. Sie forderte ein "Bürgerethos", der Patriotismusbegriff müsse neu besetzt werden, um den Rechtsextremismus begegnen zu können. Knobloch sprach von der "Liebe zum eigenen Land". Allerdings könne man trotz der Wiederbelebung der Gemeinden noch nicht von einer "Normalität" sprechen. Den 14 Rückkehrern in Trier zollte Knobloch Anerkennung: "Sie haben mit der Synagoge ein Zeichen gesetzt: Nicht noch einmal. Nie wieder".

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