Trier: Mehr als 200 Mädchen erleiden Kreislaufkollaps bei Tokio Hotel

Großeinsatz der Rettungskräfte: Beim Auftritt der beliebten Band „Tokio Hotel“ in der Arena Trier sind am Donnerstagabend schon eine Stunde nach Konzertbeginn mehr als 200 Fans, überwiegend Mädchen, zusammengebrochen und mussten von Notärzten oder Sanitätern versorgt werden. Fünf wurden ins Krankenhaus eingeliefert.

Wummernde Bässe, stickige Luft, tausende kreischende Teenies - in der Großraumhalle am Verteilerkreis in Trier ist der Teufel los. Die große Aufregung, der Lärm, die Hitze, das ist alles zu viel für zahlreiche Mädchen. Eine nach der anderen wird von einem Malteser oder einem Rotkreuzler aus der Halle zu einer der beiden Behandlungsplätze geführt, wie es im Fachjargon heißt. Die Aufwärmhalle in der Arena ist komplett zur Behandlungsstation umfunktioniert worden. Bei den meisten Patienten reicht eine Ruhepause. Bleich, zitternd oder weinend liegen sie auf einer Trage, werden von Freundinnen getröstet.

Bei vielen ist es schlimmer, denn sie können sich aus eigener Kraft nicht mehr auf den Beinen halten. Bei ihnen wird der Blutdruck gemessen oder die Helfer legen Infusionen mit Kochsalzlösungen, die den Kreislauf stabilisieren sollen. Hinter der Halle parken acht Rettungsfahrzeuge, fünf Notärzte sind pausenlos im Einsatz, 85 Helfer bemühen sich um die kollabierten Teenies. "Wir haben mit 65 Rettungskräften angefangen und mussten binnen kürzester Zeit Großalarm auslösen", erzählt Dirk Fahrland, Pressesprecher der Malteser Trier-Irsch. So etwas habe er in Trier noch nie erlebt. "Beim Deep-Purple-Konzert vor wenigen Tagen mussten wir nur einen Patienten versorgen, bei Sarah Connor waren es höchstens 25."

Der herbei geeilte Bürgermeister Georg Bernarding bleibt trotz der angespannten Situation kühl. "Die Lage ist im Griff. So schlimm, wie es aussieht, ist das nicht. In anderen Hallen sind bei dieser Band schon mehr als 600 Mädchen umgekippt." Bernarding zeigt sich stolz, "dass wir die Arena haben, in der solche Konzerte möglich sind". Dass es keine Klimaanlage gibt und vielleicht deshalb manche Konzertbesucher zusammenbrechen, erwähnt er nicht. Bei vielen Fans ist die Liebe zu den großen Idolen von "Tokio Hotel" so stark, dass sie sich auch von Schwächeanfällen nicht abschrecken lassen. Kaum wieder halbwegs auf den Beinen, mischen sie sich erneut ins Getümmel. So wie eine kleine, höchstens zwölfjährige Blondine, die sich den Namen Gustav auf die Stirn gemalt hat. Von ihrer Freundin gestützt, schleppt sie sich zurück vor die Bühne.

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