Trier: Natus warnt vor Kandidatin Kaes-Torchiani

Paukenschlag kurz vor der Wahl einer neuen Baudezernentin für die Stadt Trier: In einem Schreiben an die Fraktionschefs im Stadtrat warnt IHK-Ehrenpräsident Wolfgang Natus eindringlich davor, Simone Kaes-Torchiani (53, CDU) zu wählen. Grund: Diese sei an ihren vorherigen drei Wirkungsstätten "nicht erfolgreich" gewesen und daher "nicht die geeignete Kandidatin für diese Aufgabe".

Wenn am Dienstag ab 17 Uhr die Stadtratsmitglieder in geheimer Abstimmung eine neue Baudezernentin wählen, werden besonders die Mitglieder von CDU und UBM heftig mit sich ringen (müssen). Schon in den vergangenen Tagen wurden sie mit massiver Kritik an der von ihnen auserkorenen Kandidatin Simone Kaes-Torchiani konfrontiert. Zweite Bewerberin ist die parteilose Beatrice Soltys (40). Wurde die Kritik an Kaes-Torchiani bislang nur hinter vorgehaltener Hand geäußert, hat sich einer nun ein Herz gefasst und seine erheblichen Bedenken mehr oder weniger öffentlich zum Ausdruck gebracht: Wolfgang Natus, Ehrenpräsident der Industrie- und Handelskammer (IHK).

Aus Sicht der Unternehmer in der Stadt sei Simone Kaes-Torchiani "nicht die geeignete Kandidatin für diese Aufgabe", schreibt Natus an die Fraktionschefs Berti Adams (CDU), Friedel Jaeger (SPD), Gerd Dahm (Grüne), Manfred Maximini (UBM) und Thomas Egger (FDP). Er bittet explizit darum, dies als konstruktiven Hinweis zu verstehen und seinen Brief "auch Ihren Fraktionsmitgliedern zur Verfügung zu stellen". Natus kommt zu diesem Schluss, weil Kaes-Torchiani nach seinen Recherchen sowohl in Wittlich als auch in Schwäbisch-Gmünd und in Stolberg, wo sie derzeit Technische Beigeordnete ist, "nicht nur bei Unternehmen erhebliche Irritationen hervorgerufen hat". Sie stehe auch öffentlich in der Kritik. Zum Teil habe sie Expansionspläne massiv behindert, schreibt Natus. Zum Wohl der Stadt müsse ausschließlich die fachliche und soziale Kompetenz der Kandidatinnen berücksichtigt werden, fordert der IHK-Ehrenpräsident.

In einer ersten Stellungnahme zeigten sich sowohl CDU-Fraktionschef Berti Adams als auch UBM-Vormann Manfred Maximini, die mit ihren Fraktionen und deren insgesamt 29 Stimmen die Mehrheit im Stadtrat stellen, wenig beeindruckt. Unisono ließen sie auf TV-Anfrage verlauten: "Wir bleiben bei unserer Haltung." Adams wollte "vor der Wahl keinen weiteren Kommentar mehr abgeben". Er ließ sich nur noch entlocken, es habe schon von verschiedener Seite Vorwürfe gegen Simone Kaes-Torchiani gegeben, allerdings auch positive Stimmen. Manfred Maximini sagte: "Wir haben uns in der Vorstellungsrunde unser eigenes Bild gemacht. Und Frau Kaes-Torchiani hat mit ihren Antworten unseren Ansichten am ehesten entsprochen." Teilweise sei die Diskussion gesteuert. Sowohl Adams als auch Maximini betonten, am Montagabend werde der Sachverhalt noch einmal in den Fraktionen besprochen.

Simone Kaes-Torchiani, die von dem Brief nach eigenem Bekunden nichts wusste, zeigte sich auf TV-Anfrage irritiert. "Das grenzt ja schon an Rufmord!" Die Vorwürfe des IHK-Ehrenpräsidenten seien ihr "zu nebulös und undifferenziert, um sie zu kommentieren". Es sei beschämend, dass ihre Reputation öffentlich in Zweifel gezogen werde.

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