Trier: Schulbusse: Missstände auf ganzer Linie

Zu frühe Abfahrtzeiten, Sitzplatzkämpfe und gefährliches Fahrverhalten prägen morgens das Bild in vielen Linienbussen. Eltern und Experten fordern mehr Sicherheit bei der Schülerbeförderung und weniger Benachteiligung für Kinder auf dem Land.

 Zu viele Kinder für zu wenig Sitzplätze: Nach der Kritik will die Moselbahn reagieren. TV-Foto: Archiv/Katja Krämer

Zu viele Kinder für zu wenig Sitzplätze: Nach der Kritik will die Moselbahn reagieren. TV-Foto: Archiv/Katja Krämer

Trier. (kat) „Jeder Viehtransport ist besser geregelt als der Schülertransport“, behauptet Maria Limbourg, Verkehrspädagogin und Professorin an der Uni Duisburg-Essen. Auch viele Eltern und Schüler vor allem im ländlichen Raum der Region Trier klagen über die Situation in den Bussen: Zu frühe Abfahrtzeiten, Kämpfe um Sitzplätze, übervolle Busse und gefährliche Fahrweisen, lauten die Vorwürfe. Angeblich wurde von einem Unternehmen sogar jahrelang ein Verbot des Landesbetriebes Mobilität (LBM) ignoriert: Seit 2000/2001 hat der LBM den Unternehmen untersagt, bei Linienfahrten auf der Autobahn Fahrgäste stehend zu transportieren. Der Grund: „Ein Linienbus darf auf der Autobahn mit stehenden Fahrgästen nur 60 Kilometer pro Stunde fahren und damit deutlich langsamer als andere Fahrzeuge. Das Gefahrenpotenzial ist dementsprechend hoch“, erklärt Helmut Eberhard vom LBM.

Auch auf Landstraßen sind stehende Fahrgäste laut Herbert Fuss vom ADAC-Mittelrhein „extrem gefährdet“, verletzt zu werden, wenn der Busfahrer bei erlaubtem Tempo 60 plötzlich bremsen muss. Im vergangenen Schuljahr wurden bei der Unfallkasse Rheinland-Pfalz landesweit 424 Unfälle mit Bussen gemeldet.

Nach Meinung von Alexander Marcus, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Klinikums Mutterhaus, sind Schüler, die im ländlichen Raum leben, auch im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit in der Schule gegenüber Stadtkindern eindeutig benachteiligt – wegen der langen Fahrten. „Die Grundvoraussetzung für das Lernen, fit zu sein, fehlt.“ Hinzu komme, dass man durch das Gedränge beim Einsteigen und die Enge in den Bussen eine selbst gemachte Problematik habe, die zu Verhaltensauffälligkeiten führe, betont Marcus. Zahlreiche Eltern und der Regionalelternbeirat Trier sprechen von seit Jahren bestehenden Problemen, „die endlich angepackt werden müssen“.

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