US-Bankenpleite zieht Kreise bis in die Region

Trier/Berlin · Von der Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers ist der deutsche Bankensektor offenbar stärker betroffen als bislang bekannt. Auch einige regionale Banken besitzen Lehman-Papiere, beziffern die möglichen Verluste aber als eher gering. Kunden oder Mitglieder würden die Auswirkungen nicht merken, heißt es.

(sey/dpa) Der Fall der staatlichen KfW-Bankengruppe, die noch am Tag der Lehman-Pleite 320 Millionen Euro an die in Schieflage geratene amerikanische Investmentbank überwies, sorgte tagelang für Schlagzeilen. Aber auch viele andere deutsche Banken haben Lehman-Papiere in ihren Depots. Allein die Genossenschaftsbanken besitzen nach Medienberichten Lehman-Papiere im Wert von bis zu einer Milliarde Euro. Aber auch etliche Sparkassen seien betroffen.

Bei einem Rundruf unserer Zeitung räumten gestern zwei regionale Banker ein, auch in Lehman-Papiere investiert zu haben. Durch die breite Streuung bei der Zusammensetzung der Depots seien die Auswirkungen aber minimal, heißt es.

Die globale Bankenkrise wird nach Einschätzung von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) das Weltfinanzsystem tiefgreifend umwälzen und das Wirtschaftswachstum bremsen. „Die Welt wird nicht wieder so werden wie vor der Krise“, sagte Steinbrück in einer Regierungserklärung vor dem Bundestag.

Die USA würden ihre Rolle als „Supermacht des Weltfinanzsystems“ verlieren. Die Vereinigten Staaten hätten unverantwortlich lange alles dem freien Spiel der Marktkräfte und dem „Rennen nach Rendite“ untergeordnet, sagte Steinbrück. Weltweit seien faule Kredite für mehr als 550 Milliarden US-Dollar (rund 375 Milliarden Euro) abgeschrieben worden. Ein Ende der Krise sei nicht absehbar. Europas Forderung nach mehr Kontrolle der Finanzmärkte sei bis zum „Erdbeben“ an der Wall Street belächelt worden. Die deutschen Sparer müssten aber keine Angst um ihr Geld bei den heimischen Banken haben. Steinbrück stimmte die Bürger auf niedrigere Wachstumsraten und einen raueren Wind auf dem Arbeitsmarkt ein.

Die US-Regierung und der Kongress setzten indes ihre fieberhafte Suche nach einem Kompromiss beim geplanten milliardenschweren Rettungsplan für die Finanzbranche fort. Dabei wuchs die Zuversicht, das Programm bald verabschieden zu können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort