Universitäten kämpfen gegen Bewerber-Chaos

Mainz/Trier · Eine Flut der Mehrfachbewerbungen sorgt immer häufiger für Chaos bei der Zulassung an den Hochschulen. Zusagen werden nicht genutzt, Studienplätze bleiben frei. Nun soll die zentrale Vergabestelle (ZVS) wiederbelebt werden.

(win) Für den Trierer Uni-Präsidenten Peter Schwenkmezger und seinen Fachhochschul-Kollegen Jörg Wallmeier ist es ein „immenses Problem“, das viel Arbeit und Ärger bereitet: Studienanfänger bewerben sich inzwischen dutzendfach republikweit an Hochschulen, um einen Platz zu ergattern.

Die Schulabgänger starten die Rundum-Bewerbungen, weil sie bei steigenden Zulassungsbeschränkungen Angst haben, leer auszugehen oder sich möglichst viele Optionen offen halten wollen. Rückzieher auf Zusagen kommen in letzter Minute – wenn überhaupt.

Die Hochschulen reagieren inzwischen wie Fluglinien: Sie „überbuchen“ ihre Kapazitäten bei den Zusagen um bis zu 70 Prozent, so Wallmeier. An der Uni Mainz sogar bis zum dreifachen. Weil sich jedoch nur ein Bruchteil einschreibt, werden zeitraubende mehrfache Nachrückverfahren teilweise bis nach Semesterbeginn fällig.

Eine Folge: Begehrte Plätze bleiben später unbesetzt. Von zum Teil chaotischen Zuständen spricht die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz, Margret Wintermantel. Die Uni Trier hat bei rund 3000 tatsächlichen Studienanfängern das Dreifache an Bewerbern, in einzelnen zulassungsbeschränkten Fächern sind es deutlich mehr. So gibt es aktuell über 1700 Bewerbungen für 166 Studienplätze in Psychologie. „Wir müssen uns auf die neue Strategie der Mehrfach-Bewerber einstellen“, sagt Schwenkmezger, der eine diskutierte Wiederbelebung der einst geschmähten ZVS als Servicestelle für eine zentrale Studienplatzvergabe für sinnvoll hält.

Allerdings müssten bei den ausgewählten Fächern dann auch alle Hochschulen mitmachen. Indirekt gestehen die Unis damit ein, dass sie mit ihrem Anspruch gescheitert sind, ihre Studenten selbst auswählen zu wollen. Die Einzelauswahl, die nicht nur auf die Abitur-Noten abstellt, wäre zwar gerechter.

Ob sie allerdings so viel besser ist, dass sich der immense Aufwand lohnt, sei die Frage, sagt Guido Käsgen, Leiter der Studienberatung der Uni Trier. Wenn sich nur jeder zweite zugelassene Student tatsächlich einschreibt, werde selbst das Überbuchen bei der Studienplatzvergabe zum Lotteriespiel, sagt Wallmeier.

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