Von Wasserarmen und -reichen

Pölich · Was in der Moselgemeinde Pölich nicht Wein oder Wald ist, ist Wasser: Laut Statistischem Landesamt ist Pölich der Ort mit der größten Wasserfläche der Region. Dass Wasser jedoch nicht nur touristische Attraktion sein muss, zeigt die Weltwasserwoche, die heute beginnt und auf die weltweite Wasserkrise aufmerksam machen will.

 An Weinberge und Mosel geschmiegt zeigt sich Pölich von der gegenüberliegenden Flusseite.

An Weinberge und Mosel geschmiegt zeigt sich Pölich von der gegenüberliegenden Flusseite.

Foto: Annegret Schmitt

(ags) Was der Pelikan auf dem Altar zu suchen hat, das weiß Frank Hömme auch nicht. Er betrachtet das Tier, das aus der Brust blutet und zu dem mehrere kleine Pelikane hungrig hinaufschauen. Ein Wasservogel auf einem Altar?

Warum nicht. Immerhin steht die Kirche in Pölich, dem Ort mit der größten Wasserfläche in der Region. Mehr als 15 Prozent des 430-Seelen-Orts sind laut Statistischem Landesamt von dem kühlen Nass bedeckt. Und dafür ist allein die Mosel verantwortlich. Andere Wasserflächen, sagt Ortsbürgermeister Hömme, gebe es in Pölich nicht.

Von der Staustufe in Detzem bis halb nach Mehring erstreckt sich die Gemarkung der Gemeinde. Rund zwei Kilometer Mosel könnten das sein, meint Hömme, vielleicht sogar mehr. In jedem Fall sei Wasser eines der Elemente, über die sich der Ort definiere. „Wein, Kultur und Wellen“ lautet das Motto, das vom Ortsschild jedem Besucher entgegenprangt. „Wir leben von der Mosel“, erklärt der Ortsbürgermeister und erzählt vom Campingplatz am Moselufer, vom Hafen mit seinen Yachten, die so teuer sind, „dass man sich von ihnen ein Haus kaufen könnte“. Das Wasser, sagt, er, ist ein „Attraktionsfaktor“ für den Ort.

Um welche Masse an Wasser es sich handelt, wird auf der Anhöhe der gegenüberliegenden Moselseite deutlich. Durch das saftige Grün der Weinberge hinweg wird der Blick auf Pölich frei, das sich in einer enggeschlungenen Kurve an die Mosel schmiegt. „Was nicht Wein oder Wald ist, ist Wasser“, kommentiert Hömme und lässt seinen Blick Richtung Staustufe schweifen, wo die Pölicher Mosel am breitesten ist. Dieser Abschnitt eigne sich besonders gut zum Wasserskifahren, erzählt er. Der örtliche Verein biete dazu die Gelegenheit.

Auch Rudern, Kanu- und Kajakfahren seien vor Ort möglich. Pölich ist eine Haltestelle auf der Wasserwanderroute. Es gibt einen speziellen Steg, an dem kleine Boote ohne Probleme zu Wasser gelassen werden können.

Pölich und Wasser, das gehört bereits seit langer Zeit zusammen. Schon die Römer haben dort gesiedelt und eine Wasserleitung gebaut, die in Rheinland-Pfalz einzigartig ist. Am Hang hinter der Kirche markieren mitten im Weinberg rostrote Stelen den Verlauf der 430 Meter langen Wasserleitung. Eine oder sogar zwei römische Villen soll die Leitung versorgt haben, die noch bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts von der Gemeinde genutzt wurde. Heute dient ein moderner Hochbehälter als Wasserspeicher. Ein Brunnen oberhalb der Kirche wird noch immer von der römischen Leitung gespeist.

Bleibt nur noch die Frage, wie der Pelikan auf den Altar kommt? Hömme ruft kurzerhand den ehemaligen Pastor der Gemeinde an. Dieser lüftet das Geheimnis. Er sei ein Symbol für Jesus Christus, der sich um seiner Kinder Willen selbst opfert. Das habe mit Wasser wohl wenig zu tun, meint Hömme. Doch dafür könne man sich in Pölich dem nassen Element ansonsten nicht entziehen.

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