Von mystischen Nächten und blutigem Lorbeer

Rot leuchten die römischen Rundbogen, in mystischem Violett schimmert die Ziegelsteinwand der Kaiserthermen. Während in den unterirdischen Gängen Bilder aus einem Traum zum Leben erwacht scheinen und sich nur wenige Meter darüber eine Gruppe Römer Würstchen grillt, feiert Kaiser Konstantin im Amphitheater seine Hochzeit. Wir schreiben das Jahr 2007. Trier feiert „Brot und Spiele“.

 "Blutiger Lorbeer": Franken und Römer kämpfen gegeneinander. Foto: Hans Krämer

"Blutiger Lorbeer": Franken und Römer kämpfen gegeneinander. Foto: Hans Krämer

Trier. (kah) Die Menschen bewegen sich leise in der Unterwelt. Hintereinander gehen sie lächelnd durch den tiefblau schillernden Gang, in dem einst Sklaven dafür sorgten, dass sich die Gäste in den darüber gelegenen Bädern wohl fühlen konnten.

Sie tasten verträumt nach dem Moos auf den römischen Steinen, als plötzlich eine weiße Gestalt um die Biegung eines einmündenden Ganges huscht. Eine Frau in wallendem weißen Gewand mit einem goldenen Lorbeerkranz in ihren ebenfalls weißen Locken. Sie verharrt. Sieht sich um, so als folge ihr jemand. Blickt ängstlich gegen die Mauer gepresst in das fluoreszierende Blau des langen unterirdischen Ganges. Wie aus dem Nichts tauchen dort aus einem Quergang zwei weitere weiß Gewandete auf, sich in leiser Musik wiegend.

Aus der Ferne läuten Glocken. Wie Bilder aus einem Traum wirkt, was der der Elektronik-Musiker Peter Mergener, der Choreograph Alexander Galitskii und Mitglieder vom Tanzensemble des Theaters Trier in den dunklen Gängen der Trierer Kaiserthermen entstehen lassen. Dass die „mystische Nacht“ auch als solche empfunden wird, zeigt sich in der staunenden Stille, mit der die Besucher das alte Gemäuer erkunden. Klang, Licht und die unerwarteten Anblicke, immer dann wenn sich im unterirdischen Labyrinth neue Sichtachsen auftun, verschmelzen miteinander. Gemeinsam spüren sie dem rätselhaften Tode Faustas nach, der Frau des Kaisers Konstantin. Im Jahr 326 nach Christus wurde sie grausam ermordet, gefangen in einem überhitzten Bad, das ihr zur Todesfalle wurde. Nur wenige Meter darüber rauchen Feuer in den Trierer Nachthimmel. Eine Gruppe Römer grillt. Noch ist es ruhig im Lager. Doch so wird das nicht bleiben. Alljährlich lockt „Brot und Spiele“ tausende Menschen in die Kaiserthermen, wo Legionen aus Deutschland und Italien das zivile und militärische Leben der Römer widerspiegeln. Von 11 bis 18 Uhr lässt sich dort am Samstag und Sonntag vieles über den römischen Alltag lernen.

Im Amphitheater feiert derweil Kaiser Konstantin seine Hochzeit mit Fausta. „Blutiger Lorbeer“ heißt die Inszenierung der Gladiatorenspiele, die das Trier des Jahres 307 wieder lebendig macht. Während in der imposanten Arena aus Anlass der Feierlichkeiten immer wieder Gladiatoren auf Leben und Tod kämpfen, entspinnt sich in der gigantischen Kaiserloge darüber ein gehöriger Familienkrach – ein Schauspiel mit reichlich burlesken Zügen. Das Publikum verfolgt es von Rängen, die denen eines echten Amphitheaters nachempfunden sind und darf gestenreich selbst über Leben und Tod der Gladiatoren entscheiden. Eine weitere Aufführung von „Blutiger Lorbeer“ gibt es am Sonntag um 17.30. Ausführliche Berichte folgen.

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