Winzer laufen Sturm gegen EU-Pläne
Winzer und Politiker rüsten zum Widerstand gegen die geplante EU-Weinmarktreform. Sie fürchten massive Folgen für den Qualitätsweinbau und den Verlust Tausender Arbeitsplätze. Ein Mainzer Weingipfel soll heute die Ablehnungsfront gegen die Vorschläge mobilisieren.
Mainz. (win) Teure Rodungsprogramme, ein Verbot der Zuckeranreicherung, die Nivellierung von Tafel- und Qualitätswein: Was aus Sicht der EU-Kommission die Wein-Überproduktion eindämmt und die Wettbewerbsfähigkeit stärkt, ist für deutsche Winzer eine Provokation. Lieber gar keine Reform als diese verfehlte Neuausrichtung, wettert Weinbau-Präsident Norbert Weber gegen die von der EU im Juli vorgelegten Pläne. Weinbauminister Hendrik Hering spricht von dramatischen Folgen, sollte Brüssel nicht gebremst werden. Die EU gefährde die Existenz zahlreicher Weinbaubetriebe. Die Anreicherung des Alkoholgehaltes einzuschränken, macht nach seinen Angaben 20000 Hektar Weinberge nahezu wertlos, weil Rebsorten wie Dornfelder, Portugieser oder Müller-Thurgau nicht mehr marktfähig herzustellen wären eine Vernichtung von fünf Milliarden Euro Kapital der Betriebe.
Mit dem Mainzer Weingipfel soll nicht nur Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) als Gast der geballte Widerstand gegen das Kommissionspapier vermittelt werden. Verstärkt wird auch um Unterstützung bei anderen nördlichen Anbauländern von Luxemburg über Österreich bis Tschechien geworben.
Verhindert werden soll auch die Änderung des Bezeichnungsrechts, durch die nicht nur die Grenze zwischen Qualitäts- und Tafelwein aufgehoben wird, sondern traditionsreiche Lagebezeichnungen ihren Schutz verlieren, der mit viel Bürokratie in Brüssel neu beantragt werden müsste. Begriffe wie Sekt würden ganz verschwinden. Wenn das Qualitätsweinsystem abgeschafft wird, trifft das vor allem Moselwinzer und den Steillagenweinbau, warnt Mosel-Weinbaupräsident Adolf Schmitt. Gleichzeitig plant die EU, jährlich Hunderte Millionen Euro in einem Rodungsprogramm zu verbrennen, um dann 2014 die Anpflanzung freizugeben, wie Schmitt kritisiert. Das ist verrückt. Minister Seehofer hat zumindest schon zugesagt, in Brüssel keinen Vorschlägen zuzustimmen, die die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Weinbaus beeinträchtigen.