"Wir dürfen den Mut nicht verlieren"

Erdrutsch im Bund, Direktmandat klar verloren, bei den Zweitstimmen im Wahlkreis fast 14 Prozentpunkte weniger als 2005: Für die SPD gab es gestern auch in Trier nichts zu feiern, aber dafür viel Gesprächsbedarf.

 Was nun, SPD? In Trier diskutieren Rainer Lehnart, Sven Teuber, Karla Kroon und Malu Dreyer (von links). TV-Foto: Friedemann Vetter

Was nun, SPD? In Trier diskutieren Rainer Lehnart, Sven Teuber, Karla Kroon und Malu Dreyer (von links). TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Hotel "Christophel" in Trier, kurz nach 18 Uhr am Wahlsonntag. Rund 20 Genossen um Stadtvorstands- und Ratsmitglied Markus Nöhl sehen auf der Großbildleinwand die erste Prognose des ZDF. 23,5 Prozent für die SPD - das verspricht keine rauschende Wahlparty zu werden. Den ersten Schreck verdauen die Trierer Sozialdemokraten mit belegten Brötchen und Sprudel - der Sekt bleibt im Schrank.

In der Berliner Parteizentrale bekommt Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier auffällig lang anhaltenden Applaus. Angesichts der nackten Zahlen löst das an der Trierer Basis allenfalls Belustigung aus.

Erneuerung in der Stadt als Vorbild für den Bund



Die ersten Ergebnisse aus dem Wahlkreis Trier zeigen ebenfalls dramatische Verluste für die SPD. CDU-Direktkandidat Bernhard Kaster hat anfangs doppelt so viele Stimmen wie Manfred Nink, der erst später etwas aufholt.

19.20 Uhr. Stadtratsmitglied Klaus Blum trifft ein, stärkt sich mit Gemüsecremesuppe und tauscht sich mit Fraktionskollegin Christine Frosch aus.

19.25 Uhr. SPD-Stadtchefin Malu Dreyer kommt. "Hallo - sprecht ihr noch?", fragt die Ministerin tapfer lächelnd. Auch Ratsmitglied Rainer Lehnart ermuntert die Genossen: "Kopf hoch - es gibt Schlimmeres. Man kann nicht immer gewinnen."

20.10 Uhr. "In dieser extrem tragischen Stunde dürfen wir den Mut nicht verlieren", betont Dreyer. "Es wäre katastrophal, wenn die SPD keinen Abgeordneten aus der Region in Berlin hätte." In diesem Moment trifft Manfred Nink ein, bekommt viel Applaus. Er hofft auf seinen Einzug über die Landesliste: "Ich hänge zwischen den Wolken."

Aus Sicht des Trierer Fraktions-Vorsitzenden Sven Teuber (26) bekommt das starke Trierer Kommunalwahl-Ergebnis vom Juni eine um so höhere Bedeutung: "Die Kombination aus Erneuerung und Kontinuität ist ein Weg, der auch auf Bundesebene wieder nach oben führen kann."

Hoffnung macht auch ein Signal von der Basis: "Meine Schwester hat mir am Telefon gesagt, dass sie gerade wegen der aktuell schwierigen Lage in die Partei eintreten und aktiv mitwirken will", berichtet Katherina Liountaroglou (26). Der Name des neuen Mitglieds: Smaragda Elstermann von Elster (29).

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