Bischof, erhöre uns! - Katholiken aus dem Saarland demonstrierten gegen Amtsenthebung ihres Pfarrers

Trier · Statt der angekündigten 200 Katholiken nahmen am Samstagvormittag rund 100 Gläubige aus dem saarländischen Beckingen am Protestmarsch gegen die Amtsenthebung ihres Pfarrers Christoph Eckert durch Triers Bischof Stephan Ackermann in Trier teil. Vor dem Bischofssitz wurde ein offener Brief vorgelesen. Die Bistumsleitung zeigte sich nicht.

Bischof, erhöre uns! - Katholiken aus dem Saarland demonstrierten gegen Amtsenthebung ihres Pfarrers
Foto: Katja Bernardy

Das hat es im Bistum Trier noch nicht gegeben: rund hundert Katholiken ziehen in einem Protestmarsch von der Porta durch die Innenstadt zum Bischofssitz neben der Liebfrauenkirche. Einige Gläubige singen gebetsmühlenartig "Wer glaubt ist nicht allein", andere halten Transparente hoch. "Wir sind das Volk", "Christen aus Beckingen wehren sich" und "Wir wollen unseren Pfarrer Eckert wieder haben" ist darauf zu lesen. Messdiener verteilen Flugblätter auf denen Beckinger Gläubige Bischof Ackermann bischöflichen Amtsmissbrauch und totalitäres Gebaren vorwerfen.

Was war passiert? Triers Bischof Stephan Ackermann hatte Pfarrer Christoph Eckert auf eine andere Stelle versetzt, dieser hatte sich jedoch geweigert, nach zehn Jahren zu wechseln. Dann hatte Ackermann den ungehorsamen Priester seines Amtes enthoben. Ackermann wirft dem Geistlichen vor, die Kirchengemeinde zu spalten. Eckert will gegen die Entscheidung in Rom Beschwerde einlegen.

Auch Anhänger Eckerts wollen die bischöfliche Entscheidung nicht akzeptieren. Mit dem Protestmarsch setzten sie ein deutliches Zeichen. Vor dem Bischofssitz lasen unter anderem Anne Fixemer, Sprecherin der Initiative, einen an den Bischof gerichteten offenen Brief vor. "Sie herrschen über uns mit der Willkür eines mittelalterlichen Lehnsherrn", las Fixemer. Bischof Stephan Ackermann missbrauche seine Autorität und zerstöre eine aufstrebende Pfarreiengemeinschaft. "Nur weil die Seelsorge sich nicht am Zeitgeist, sondern an der katholischen Tradition orientiere", ist weiter zu hören. Eckert gilt als konservativ, was einigen Katholiken gefällt, liberaleren wiederum nicht.

Die Protestler beteten gemeinsam den "Engel des Herrn", Messdiener klingelten am Bischofssitz Sturm. Doch die Tür blieb zu. "Ich bin sehr enttäuscht, dass weder der Bischof noch jemand von der Bistumsleitung sich zeigte", wetterte die Sprecherin. Mittlerweile hatten die Demonstranten aus dem Saarland auch Kerzen auf den Stufen zum Bischofssitz in Kreuzform aufgestellt, Transparente mit Aufschriften wie "Wir sind Laien nicht Lakaien", "Wie ein Hühnerdieb aus dem Pfarrhaus vertrieben", säumten das Geländer zur Eingang Tür des Amtssitzes.

Die beiden Polizisten, die die Demonstration begleiteten, mussten hin und wieder Autofahrer losten, ansonsten verlief alles friedlich. Ursprünglich hatten die Beckinger Pfarrgremien einen Protestzug geplant, diesen aber am vergangenen Montagabend wegen möglicher Trittbrettfahrer und damit Sicherheitsbedenken abgesagt. "Es hatten sich Teilnehmer aus dem Bistum Speyer angemeldet und ihnen geht es sicher nicht um Pfarrer Eckert", erklärte Stefan Kredteck vom Pfarreienrat Beckingen dem Volksfreund. Nach TV-Informationen hatte es am vergangenen Montag eine gemeinsame Konferenz mit Vertretern der Beckinger Pfarrgremien sowie des Bistums Trier gegeben. Kircheninsider behaupten, die zuerst angekündigte Demo sei danach abgesagt worden. Stefan Kredteck bestätigte die Konferenz. In den Gesprächen sei es um die gemeinsame Gestaltung der Zukunft der Pfarreiengemeinschaft Beckingen gegangen. Die Absage der Demo der Pfarrgremien, habe aber nichts mit den Gesprächen zu tun gehabt.

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