In Mariahof entsteht eine Urnengruft – Segen vom Bistum

Trier-Mariahof · Oben Gottesdienste, unten Urnengruft: Die in dieser Form wohl bundesweit einmalige Kombination gibt es künftig in Trier. Unter der katholischen Pfarrkirche St. Michael im Stadtteil Mariahof entstehen derzeit rund 500 Grabplätze.

In Mariahof entsteht eine Urnengruft – Segen vom Bistum
Foto: Marcus Hormes

Gleich zwei Baustellen gibt es dieser Tage in der Trierer Kirche St. Michael. Im Haupt-Kirchenraum installieren Spezialisten die aus Essen übernommene Orgel. Während oben also auch künftig musikalisch begleitet Gottesdienste gefeiert werden können, entsteht im Kellergeschoss eine Urnengruft (der TV berichtete). Diese Kombination macht den Fall nach Angaben der Verantwortlichen bundesweit einzigartig. Denn andernorts gibt es zwar Grabkirchen, die aber nicht mehr für Messen genutzt werden.

Das Anliegen beschreibt die Pfarreiengemeinschaft Heiligkreuz, St. Maternus und St. Michael wie folgt: „Niemand soll aus finanzieller Not oder aus Scham vor einem verwahrlosten Grab eine Verstreuung der Asche oder ein anonymes Grab wählen müssen.“ Die Urnengräber unter St. Michael werden auf einer Glasplatte namentlich gekennzeichnet und mit einem christlichen Symbol versehen.

Vier Jahre Vorlauf, Einweihung am 26. April

Basis-Kosten für 20 Jahre: 200 Euro pro Aschekapsel, 1200 Euro pro Schmuckurne. Danach kann die Ruhezeit verlängert werden, oder die Asche wird in einem Gemeinschaftsgrab beigesetzt. Zu den Baukosten von 80.000 Euro gibt das Bistum einen Zuschuss. Laut Michael Kneib, Leiter „Pastoral und Gesellschaft“ beim Bistum, sei die Erdbestattung zwar prinzipiell vorzuziehen. Das Mariahofer Projekt stelle jedoch eine „positive Alternative für Notfälle“ dar.

Neben einer Seitenkapelle befindet sich ein quadratisches Loch im Boden des Kirchenraums, durch das die Urne bei der Bestattung abgelassen wird. Der alte düstere Lehmkeller ist nicht wiederzuerkennen: Die auf Betonfundamenten errichteten Urnenwände und Stelen aus Basalt-Quadern können bei Bedarf hell beleuchtet werden.

„Wahrscheinlich machen wir die Gruft einmal pro Jahr für die Öffentlichkeit zugänglich, etwa an Allerheiligen“, kündigt Dechant Georg Goeres an. Zahlreiche Bauvorschriften mussten beachtet werden. Vier Jahre dauerte der Vorlauf.

Acht Grabplätze sind verkauft, 30 Interessenten stehen auf der Liste. Initiator Goeres freut besonders, dass die Initiative zu einer Auseinandersetzung mit dem Tabuthema Tod und Bestattung geführt hat: „Die Familien kommen darüber ins Gespräch.“

Die Gruft wird am Sonntag, 26. April, um 12 Uhr eingeweiht. Weitere Informationen: Telefon 0651/32242.
Fotostrecke


Extra

Angehörige gesucht

In Mariahof entsteht eine Urnengruft – Segen vom Bistum
Foto: Marcus Hormes

Am Eingang zur Urnengruft in Mariahof soll ein altes Grabkreuz aufgestellt werden, das lange Zeit im Keller der Kirche lag. Reinhold Bonertz vom Brubacher Hof, Mitglied im Verwaltungsrat der Pfarrgemeinde, hat das stark verwitterte Holzkreuz neu aufbereitet. Es zeigt Jesus, Maria und den Apostel Johannes. Über dem Schriftzug „Das Grab ist das Tor zu dem Leben“ steht der Name der Gestorbenen: Katharina Klütsch, geborene Binnen (1861 bis 1945). Angehörige sucht die Pfarrgemeinde bisher vergeblich. Durch den TV hofft Reinhold Bonertz auf Hinweise unter Telefon 0651/33621.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Zum Thema
Aus dem Ressort