Pleitegeier wartet auf Beute

Trier · Die Spezialisten der Trierer Wirtschafts-Auskunftei Creditreform haben die Insolvenz-Entwicklung in der Region genauer unter die Lupe genommen. Ihr Ergebnis: Die Region zeigt sich sehr stabil.

Bei Firmen- und Privatinsolvenzen steht die Region Trier weitaus besser da als der Bundesdurchschnitt. Zu diesem Ergebnis kommt die Trier Creditreform, beim Blick auf die Pleitenentwicklung im vergangenen Jahr.

So ist auch im Bereich der Firmeninsolvenzen entgegen dem Bundestrend (+ 2,2 Prozent) in der Region Trier 2008 gegenüber dem Vorjahr noch ein kleiner Rückgang zu verzeichnen. Waren von den Insolvenzgerichten 2007 noch 156 Firmenpleiten (eröffnete Insolvenzverfahren oder Abweisungen mangels Masse) zu vermelden, so waren es in den vergangenen zwölf Monaten 153. „Das ist ein geringer Rückgang von 1,92 Prozent“, rechnet Guido Joswig Creditreform-Sprecher vor.

Leider sei aber bei den betroffenen Arbeitsplätzen erneut eine Steigerung festzustellen. So sind gegenüber 2007, als 1130 Arbeitnehmer betroffen waren, nun 1489 Arbeitsplätze von einer Insolvenz getroffen worden. „Eine wesentliche Rolle spielen hier die Insolvenzen der Hochwald-Türenwerke in Kell, BKS Label in Wittlich mit teilweise weit über 100 Mitarbeitern und Glas- und Gebäudereinigung Sommer in Dudeldorf – einschließlich Catering rund 350 Beschäftigte“, sagt Insolvenz-Spezialist Guido Joswig. Der Kreis Bitburg-Prüm war folglich mit den meisten Arbeitsplätzen betroffen (609), gefolgt von Bernkastel-Wittlich (404) und Trier-Saarburg (249). Die wenigsten Arbeitnehmer (67) hatten im Kreis Vulkaneifel Kontakt mit einem Insolvenzverwalter ihres Arbeitgebers.

„Das bedeutet aber nicht, dass gleich alle diese Arbeitsplätze verloren sind. Unternehmen werden in Insolvenz fortgeführt oder einzelne Unternehmensteile ausgelagert“, erklärt Joswig.

Betrachtet man die Insolvenzen nach betroffenen Umsatzgrößen (in der Region insgesamt 155,89 Millionen Euro), so trifft es den Kreis Bernkastel-Wittlich besonders hart. Insgesamt sind dort Unternehmen mit einem Umsatzvolumen von 49,70 Millionen Euro in die Insolvenz gegangen, gefolgt vom ansonsten immer gut abschneidenden Kreis Vulkaneifel (betroffenes Umsatzvolumen: 35,88 Millionen Euro). Dort schlägt allerdings der Reifengroßhändler Leka in Densborn allein mit über 35 Millionen Euro zu Buche.
Bei Privat-Insolvenzen gab es nur einen leichten Anstieg: Insgesamt wurden 449 Verbraucher-Insolvenzverfahren eröffnet (Vorjahr 443). Die meisten davon im Bereich der Stadt Trier (143, damit ein Anstieg um 20,17 Prozent), gefolgt von Bernkastel-Wittlich (99) und Bitburg-Prüm (88). Die wenigsten Privatinsolvenzen waren erneut im Kreis Vulkaneifel (35) zu verzeichnen.

Extra

Aussichten für 2009

Es bleibt abzuwarten, ob sich die branchenmäßig breit und gut aufgestellte Region gegenüber der Krise in der Insolvenzentwicklung noch mit einem blauen Auge aus der Affäre ziehen kann. Mit einem Anstieg der Unternehmenspleiten müsse aber gerechnet werden, so die Creditreform. Laut einer Umfrage von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst-&-Young wird der „Jobmotor Mittelstand“ im Land ins Stottern geraten: Ein Viertel der mittelständischen Unternehmen geht davon aus, dass seine Mitarbeiterzahl im kommenden Halbjahr sinkt.

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