Nürburgring-Betreiber sehen sich vor Einigung mit dem Land

Mainz · Die Betreiber des Nürburgrings glauben weiter an die Zukunft der legendären Rennstrecke in der Eifel. Sie wollen bleiben - und präsentieren schwarze Zahlen. Nur bei der Formel 1 sehen sie schwarz.

(dpa) Die privaten Betreiber des Nürburgrings sehen sich im Streit mit dem Land Rheinland-Pfalz im Ziellauf kurz vor der Einigung. Beide Parteien seien „nur noch Millimeter auseinander“, sagte der Gesellschafter der Nürburgring Automotive GmbH (NAG), Kai Richter, am Donnerstag am Nürburgring. Die Gespräche über ein Schiedsverfahren seien von Vertretern beider Seiten wieder aufgenommen worden. „Es würde mich wundern, wenn wir jetzt nicht sehr schnell eine Einigung erzielen würden“, betonte Richter. Auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) hält eine Einigung für möglich. „Wir arbeiten dran“, sagte Beck der Nachrichtenagentur dpa in Mainz. Das Land hatte den Betreibern im Februar gekündigt und dies mit ausstehender Pacht begründet. Eine Räumungsklage liegt auf Eis. Bei einer Ausschreibung in diesem Herbst wollen sich die Nürburgring-Betreiber, die seit Mai 2010 im Boot sind, nun erneut bewerben. „Wir haben gezeigt, dass wir wirtschaftlich erfolgreich sind“, sagte Gesellschafter Jörg Lindner. Der Nürburgring mit Rennstrecke und Freizeitpark müsse aber auch weiter „aus einer Hand“ gemanagt werden, forderte er. „Eine Teilausschreibung wird nicht funktionieren.“ Beck sagte zuvor angesichts der Pressekonferenz der Betreiber: „Ich denke, das gehört zur Imagepflege.“ Die Betreiber hatten den Ring mit einem Umsatz von 32,6 Millionen Euro im Jahr 2009 übernommen. Im zweiten Geschäftsjahr (1. Mai 2011 bis 30. April 2012) erlöste die NAG 58,2 Millionen und erwartet für das laufende Geschäftsjahr einen Umsatz von 63 Millionen Euro. Das Ergebnis habe von minus 444 000 Euro in 2010/2011 auf 986 000 Euro in 2011/2012 zugelegt. Im laufenden Jahr sollen 6,5 Millionen Euro erwirtschaftet werden, sagte Lindner. Nicht sehr optimistisch äußerte sich die NAG jedoch zur Zukunft der Formel 1 am Ring. Lindner und Richter hätten mit Formel-1-Chef Bernie Ecclestone über ein Konzept für die nächsten zehn Jahre verhandelt, das den Beitrag des Landes auf weniger als zehn Millionen Euro pro Rennen drücken würde. Bis Juni müsse der Vertrag mit Ecclestone abgeschlossen werden. „Sonst ist die Formel 1 weg, für viele, viele Jahre“, warnte Lindner. Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD) will weiter verhandeln. In einem Schiedsverfahren wird es nach Lindners Angaben um die Kündigung gehen, die das Land den Pächtern im Februar ausgesprochen hat. Verhandelt wird auch um angeblich ausstehende Pachtzahlungen, die das Land von der NAG fordert. „Die Zahlungsklage ist inzwischen eingegangen“, sagte Lindner. „Nach unserer Auffassung haben wir Miete und Pacht bis auf den letzten Cent bereits gezahlt.“ Die NAG fordert dagegen vom Land die jährliche Zahlung einer Tourismusabgabe von 3,2 Millionen Euro. Den Hauptgrund für die Kündigung des Landes sehen die Pächter darin, dass die Landesregierung laut EU-Richtlinien den Vertrag mit ihnen „nie hätte so schließen dürfen“, sondern eine Ausschreibung machen müssen, erklärte Lindner. Die Betreiber hätten dem Land auch angeboten, den Vertrag umzugestalten. Insgesamt wurden 2011 rund 305 000 Tickets am Ring verkauft (2008: rund 286 000). Die EU-Kommission prüft derzeit die Ausschreibung und staatliche Finanzspritzen von mehr als einer halben Milliarde Euro für den Ring. Der Verein „Ja zum Nürburgring“ fordert rund 1,6 Millionen Euro von der Landesgesellschaft Nürburgring GmbH zurück - der Prozess vor dem Koblenzer Landgericht wurde kurz nach dem Auftakt am Donnerstag aber vertagt . Der Verein, der sich gegen die Privatisierung des Ring-Betriebs wehrt, warf einer Richterin laut Gerichtssprecher Befangenheit vor. Sie soll einen Geschäftsführer der Nürburgring GmbH gut kennen. Die Landesregierung hält die Klage des Vereins für unberechtigt: „Das Geld ist so eingesetzt worden, wie mit dem Verein vereinbart.“

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