Wirtschaft will die Mittelrheinbrücke

Im Vorfeld einer rot-grünen Koalition für Rheinland-Pfalz sorgt in der Moselregion vor allem der geplante Hochmoselübergang für Auseinandersetzungen. Einen ähnlichen Streitfall stellt am Rhein die umstrittene Mittelrheinbrücke dar. Ihre Befürworter machen klar: Sie wollen kämpfen.

Koblenz/Mainz. Kampflos will die Wirtschaft im nördlichen Rheinland-Pfalz ihr "Lieblingsprojekt" Mittelrheinbrücke nicht aufgeben - so ist der Vorstoß der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz wohl zu verstehen. Mit einer Umfrage unter Unternehmern hat sie sich in der vergangenen Woche neue Munition verschafft. Das Ergebnis ist an Deutlichkeit nicht zu überbieten: Nur eine Minderheit von nicht einmal 20 Prozent der Unternehmer versagte das klare Bekenntnis zum Brückenbau.

Die Wirtschaft bringt sich damit rechtzeitig vor den Verhandlungen zwischen SPD und Grünen in Stellung. Erwartungsgemäß halten sich die Sozialdemokraten derzeit mit einer eindeutigen Stellungnahme zurück. "Über das weitere Vorgehen muss wegen der bekannten unterschiedlichen Auffassungen in den Koalitionsverhandlungen gesprochen werden", sagt Jochen Hartloff, Fraktionsvorsitzender der SPD im Landtag. Die Grünen betonen, dass sie den Bau einer Brücke im Oberen Mittelrheintal von Beginn an abgelehnt haben. "Wir halten den Ausbau des Fährbetriebs auf ein 24-Stunden-Angebot nach wie vor für ökologisch sinnvoller, finanziell günstiger und mit dem Charakter des Unesco-Welterbes besser verträglich", sagt Eveline Lemke.

Für Hartloff ist eines klar: "In den Bau der Mittelrheinbrücke sollen auf jeden Fall die Bürgerinnen und Bürger einbezogen werden." Dies hält Christoph Heuchemer, Mitglied der IHK-Vollversammlung und Unternehmer aus Miehlen (Rhein-Lahn-Kreis), ohnehin für eine Selbstverständlichkeit. Er betont: "Wer vor Ort von Entscheidungen betroffen ist, hat auch ein Recht darauf, seine Stimme zum Projekt Mittelrheinbrücke abzugeben." Der Brückenbau werde in jedem Fall große Auswirkungen auf den Rhein-Lahn- und den Rhein-Hunsrück-Kreis haben.

Hoffen auf neue Absatzmärkte



Die meisten Unternehmer erwarten, dass diese Auswirkungen positiv sein werden: Mehr als drei Viertel aller Befragten meinen das, überwältigend hoch sind die Werte bei den Gastronomen (87,5 Prozent), im Handel (83,3) und der Industrie (82,1). Besonders große Vorteile versprechen sich die Unternehmer mit Blick auf die (langfristige) Verfügbarkeit von Fachkräften. Mehr als die Hälfte erhofft sich aber auch einen größeren Absatzmarkt.

Für Hildegard Kaefer, Vizepräsidentin der IHK Koblenz, ist das Umfrageergebnis "ein deutlicher Auftrag an die Landespolitik", das Brückenprojekt voranzutreiben. Drei von vier Unternehmen sehen den Rhein als natürliche Barriere für das Wirtschaftswachstum in der Region an. Für eine langfristig positive Entwicklung sei die feste Qerung deshalb "unerlässlich", sagt Kaefer.

Bei der CDU rennt sie damit offene Türen ein: "Die Mittelrheinbrücke ist ein Stück Zukunftssicherung", sagt Hans-Josef Bracht, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion. Im Mittelrheintal gehe die Zahl der Einwohner, aber auch die Zahl der Betriebe und Arbeitsplätze rapide zurück. Die Mittelrheinbrücke, so Bracht, würde der regionalen Wirtschaft, aber auch der Bevölkerung neue Perspektiven eröffnen. Dass auch Rot-Grün noch zu dieser Erkenntnis kommt, bezweifelt Bracht allerdings.

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