AfD-Europaabgeordnete entschuldigt sich in Trier für Schusswaffen-Äußerung - Rede mehrfach gestört

Trier · Mehrfach unterbrochen durch Störer hat die regionale AfD am Donnerstagabend im Trierer Stadtteil Euren die heiße Wahlkampfphase eingeläutet. Scharfe Kritik äußerten die Redner vor allem an der rot-grünen Landesregierung und an Regierungschefin Malu Dreyer (SPD).

Beatrix.. wer? Vor einigen Wochen hätten wohl nur wenige mit dem Namen Beatrix von Storch etwas anfangen können. Doch seitdem sich die AfD-Europaabgeordnete und Berliner Landesvorsitzende auf ihrer Internetseite dafür ausgesprochen hat, an der Grenze im Notfall Schusswaffen gegen Flüchtende einzusetzen, ist ihr Name bundesweit ein Begriff.

Landtagswahl 2016

Und die 44-jährige Juristin von Storch für viele ein Feindbild. Da hilft es auch nichts, dass sich die AfD-Politikerin inzwischen von ihren Äußerungen wieder distanziert hat. "Ich habe einen Fehler gemacht, der tut mir leid", sagt von Storch auch am Donnerstagabendim Bürgerhaus Trier-Euren, wo sie als Hauptrednerin auftritt. Niemand wolle auf Menschen schießen, sagt von Storch, die sich selbst als langjährige Lebensschützerin und engagierte Christin vorstellt. Die Proteste der sich immer wieder im Publikum erhebenden Störergrüppchen bezeichnet die Politikerin als geheuchelt. "Mein Auto hat schon gebrannt, bei mir wurden Scheiben eingeschlagen, und inzwischen wird auf uns sogar scharf geschossen." Dies sei einer Demokratie unwürdig.

Die von der AfD engagierten Ordner haben an diesem Abend alle Hände voll damit zu tun, die mit Trillerpfeifen ausgestatteten Störer im Zaum zu halten. Immer wieder wird die gut zweistündige Parteiveranstaltung für Minuten unterbrochen, bis die überwiegend jungen Leute nach draußen geführt sind. Es geht recht friedlich ab - von ein paar kleineren Handgreiflichkeiten einmal abgesehen.

Die Polizei ist mit einem massiven Aufgebot vor Ort. Zahlen werden zwar nicht genannt, aber es dürften deutlich über 100, wenn nicht gar 150 Beamte im Einsatz sein. "Schade, dass eine solche Veranstaltung so geschützt werden muss", sagt die Hauptrednerin. Die Bürgerhalle Druckwerk im Eurener Industriegebiet ist hermetisch abgeriegelt. Wer mit dem Auto anreist, wird vom wenige Hundert Meter entfernten Messegelände mit einem Shuttlebus zur Halle gebracht. Gut 200 Zuhörer, mehr als erwartet, sind in der Halle, als AfD-Kreisvorsitzender Michael Frisch die Veranstaltung eröffnet. Der kommt ziemlich rasch zur Sache und attackiert die "Altparteien", wie der Berufsschullehrer die etablierte Konkurrenz nennt, scharf. Frisch wähnt sich gestärkt durch die an diesem Tag veröffentlichten Umfrageergebnisse, die die Landes-AfD bei inzwischen neun Prozent und damit sicher im nächsten Mainzer Landtag sehen.

Viel Beifall für Kandidat Frisch

"Die Wähler haben doch das Vertrauen in die Altparteien inzwischen vollständig verloren", sagt der Trierer AfD-Direktkandidat, der mit Listenplatz vier ein Landtagsmandat sicher in der Tasche hat, wenn die AfD am 13. März die Fünf-Prozent-Hürde überspringt.

Ernsthafte Zweifel daran haben nur noch wenige. An diesem Abend im Eurener Druckwerk fast niemand. Der Beifall am Ende von Frischs etwas zu lang geratener Rede ist groß, besonders als er ankündigt, dass die "Macht von Dreyer, Merkel & Co" schon bald durch die AfD beendet werde. Die Rechtspopulisten, die sich selbst lieber als bürgerlich-konservativ klassifizieren, haben für sich jedenfalls schon mal entschieden, die ersten fünf Jahre im Parlament auf den harten Oppositionsbänken Platz zu nehmen.

Update, Freitag, 8.00 Uhr: Die Polizei hat am Abend die Personalien von 39 Personen aufgenommen. Eine Frau, offenbar aus den Reihen der Demonstranten, erstattete Strafanzeige wegen Körperverletzung. Die Polizei hat dazu Ermittlungen aufgenommen. Die Ottostraße war während der Veranstaltungen teilweise für den Verkehr gesperrt.Mehr zum Thema

 AfD-Wahlkampfveranstaltung mit Beatrix von Storch

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Foto: Friedemann Vetter
 AfD-Wahlkampfveranstaltung mit Beatrix von Storch

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Foto: Friedemann Vetter

„Das ist unmöglich“: Gegner der AfD protestieren in Trier-Euren

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