Bau-Boom: Manche Kunden müssen monatelang auf Handwerker warten - Branche in der Region arbeitet am Anschlag

Trier · Weil mehr Häuser saniert, mehr Autos verkauft und Kredite günstig vergeben werden, brummen die Geschäfte im Handwerk: Das freut die 40.000 Beschäftigten der Branche in der Region, bedeutet für Kunden aber längere Wartezeiten.

Wer kennt das nicht: Man erwartet einen Handwerker, und der kommt später als vereinbart. Dann fehlt ein Bauteil, die Arbeit wird eingestellt, das Projekt verschiebt sich. Manchmal gar um Wochen oder Monate. "Engpässe kann es derzeit bei einzelnen Betrieben geben", gesteht Manfred Bitter, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Trier. Andererseits versuchten die 6900 regionalen Handwerksbetriebe, alle Kundenwünsche zu erfüllen. "Keiner will gute Kunden verlieren", sagt er. Die Ursache: Die Konjunktur im Handwerk boomt, liegt im Bund und in der Region Trier sogar auf Rekordniveau: Es gibt in diesem Jahr bereits mehr Aufträge im Vergleich zum Vorjahr, die Auslastung der Betriebe hat sich erhöht, sie sind für längere Zeit ausgebucht. Und das soll erst mal so bleiben. "Wir sind optimistisch - in allen Branchen", sagt Bitter. Und sein Gegenüber vom Bundesverband, der Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Holger Schwannecke, rechnet fürs aktuelle Jahr gar mit einem Umsatzplus von zwei Prozent. "92 Prozent der Betriebe sehen optimistisch in die Zukunft", sagt er im TV-Interview anlässlich des Deutschen Handwerkskammertages, der heute in Trier beginnt.

Vor allem in den Branchen Gesundheit (Stichwort demografischer Wandel), Nahrungsmittel und KFZ (Stichwort Konsumzunahme) sowie Bau gibt's zusätzliche Aufträge. "Bei einer Null-Zins-Politik steigt der Hang zum Betongold", weiß Ralf Schönfeld, Verbandsdirektor des Eigentümer- und Immobilienverbands Haus & Grund Rheinland-Pfalz. Dank der dualen Ausbildung gebe es zwar gute Handwerker, aber die seien derzeit stark ausgelastet. "Vor allem bei Hausprojekten wie Dämmung, Heizungstausch, die auch staatlich durch die Energieeinsparverordnung angetrieben wurden, gibt es Engpässe", sagt der Rechtsanwalt.

Michael Diederich, Sprecher für Trier/Trier-Saarburg der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, hat bereits in Einzelfällen zwei bis drei Monate bis zum Arbeitsbeginn warten müssen. "Viele Betriebe arbeiten und sitzen in Luxemburg, so dass schon die Anfahrt teuer wird. An anderen Stellen fehlt der Nachwuchs", sagt der Architekt aus Langsur. Frust komme auch auf, wenn zwar viele Aufträge angenommen, aber lange nicht abgearbeitet würden. Deshalb rät er Bauherren, "frühzeitig zu planen. Nur dann kann man mehrere Angebote einholen und den besseren Preis erzielen."
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