Beurlaubter Priester hält sich nicht an Gottesdienstverbot

Trier/Rheinböllen · Trotz Verbots hat ein wegen Missbrauchsvorwürfen beurlaubter Trierer Bistumspriester öffentlich die heilige Messe gefeiert. In der betroffenen Pfarreiengemeinschaft sind die Gläubigen jetzt sauer, weil sie von dem Zelebrationsverbot nichts wussten.

Trier/Rheinböllen. Das kann dem Missbrauchsbeauftragten der katholischen Kirche, Triers Bischof Stephan Ackermann, überhaupt nicht gefallen. Erneut werden von einer Pfarreiengemeinschaft in seinem Beritt Vorwürfe gegen die Bistumsspitze erhoben, weil sie Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter nicht ausreichend informiert haben soll.
Es geht um einen 46-jährigen Priester, der seit Anfang November einmal wöchentlich in der Marienkapelle Rheinböllen (Rhein-Hunsrück-Kreis) die heilige Messe gefeiert hatte. Was vor Ort offenbar niemand wusste: Der Gottesmann ist seit einem knappen Jahr beurlaubt, weil er sich in seiner Zeit als Vikar in Gerolstein mehrfach an einem Messdiener vergangen haben soll. Das von der Trierer Staatsanwaltschaft eingeleitete Ermittlungsverfahren gegen den zuletzt in einer Westerwald-Pfarrei eingesetzten Priester wurde schon Mitte vergangenen Jahres eingestellt, weil die dem 46-Jährigen vorgeworfenen Taten verjährt sind. Das kirchenrechtliche Verfahren allerdings laufe noch, sagte Bistumssprecher Stephan Kronenburg dem TV. Bis über mögliche Sanktionen entschieden sei, "ist der Priester weiter beurlaubt und darf auch weiterhin öffentlich nicht die heilige Messe feiern".
Der bis zu seiner Beurlaubung auch dem einflussreichen Priesterrat angehörende Kleriker lebt inzwischen in einem Kloster der Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz bei Bad Kreuznach. Der Orden ist auch Träger des Altenheims Puricelli-Stift, zu dem die Marienkapelle Rheinböllen gehört.
Laut Bistum durfte der beurlaubte Priester zwar in der Klausur des Klosters die Messe feiern, jedoch nicht in der jedermann zugänglichen Marienkapelle. Als der 46-Jährige dort im November seinen ersten Gottesdienst abhielt, wurde er im Pfarrbrief der Pfarreiengemeinschaft sogar noch "in unserer Mitte herzlich willkommen" geheißen. Der Pfarrer sei "vom Bistum zum Studium freigestellt", hieß es zur Erläuterung.
Wie es zu dieser Erklärung kam, ist nicht mehr in Erfahrung zu bringen. Der für Rheinböllen zuständige Pfarrer Günther Vogel will sich nicht äußern und verweist aufs Generalvikariat. Und dort heißt es, der Priester sei "seitens des Bistums nicht zum Studium freigestellt worden".
Während der Ordensobere vom Bistum über die Vergangenheit des Priesters informiert worden war, wussten die Haupt- und Ehrenamtlichen der Pfarreiengemeinschaft nach eigenen Angaben nichts. "Zukünftig wollen wir bei solchen Konflikten im Vorfeld informiert und eingebunden werden", forderte jetzt Pfarreienratsvorsitzender Christian Klein nach einer Klausurtagung der Räte von der Bistumsleitung.
"Wir befinden uns in einem ständigen Lernprozess", räumte der Trierer Bischof erst vor wenigen Wochen ein, nachdem es Kritik an der Aufarbeitung eines Saarbrücker Missbrauchsfalls gegeben hatte. Inzwischen hält auch der beurlaubte Priester in Rheinböllen keine Messen mehr.

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