"Der Frust ist groß"

Trier · Eltern von kleinen Kindern, die in die Kita gehen, müssen am Montag womöglich improvisieren. Weil einige Kitas wegen des landesweiten Warnstreiks der Erzieher geschlossen bleiben, müssen sie eine anderweitige Betreuung organisieren.

Trier. Es gehe nicht nur um eine bessere Bezahlung. Es gehe auch um eine bessere Wertschätzung der Erzieher, sagt Erni Schaaf-Peitz. Sie leitet die Kita im Wittlicher Stadtteil Neuerburg. Und sie ist überzeugte Gewerkschafterin, seit Jahren im Landesvorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) tätig. So wie es jetzt ist, könne es nicht mehr weitergehen, sagt sie. Schaaf-Peitz meint damit auch die akute Personalnot in den meisten Kitas. "Überall wurde für die Kleinkindbetreuung erweitert. Nur das nötige Personal, das fehlt." Und dass das so ist, liegt ihrer Ansicht nach an der schlechten Bezahlung. Die sorge dafür, dass der Erziehernachwuchs ausbleibe. Jedenfalls, so die Gewerkschafterin, sei die Bezahlung der mittlerweile fünf Jahre dauern den Ausbildung nicht angemessen. Zumal vier Jahre während der schulischen Ausbildung nicht bezahlt würden. "Wir müssen Anreize für die jungen Menschen schaffen, die aus den Schulen abgehen. Bevor die freie Wirtschaft sie uns wegschnappt, müssen wir mit einem angemessenen Gehalt wettbewerbsfähig werden."
Zwischen 2367 und 3289 Euro verdient ein Erzieher brutto pro Monat. Netto bliebe davon bei den meisten wenig übrig, bei Berufseinsteigern sogar oft weniger als der Durchschnittslohn, sagt Ingo Klein von der GEW. Daher fordern die Gewerkschaften - neben der GEW sitzt unter anderem auch Verdi mit am Verhandlungstisch -, dass die Gehälter der Erzieher um vier Gehaltsgruppen erhöht werden. Statt 2367 Euro Anfangsgehalt sollen künftig 2590 Euro gezahlt werden. "Die Anforderungen an den Beruf sind enorm gestiegen", begründet Klein die Forderung. Der Frust der Erzieher sei groß. Daher sei auch die Bereitschaft, am Montag zu streiken, hoch. Selbst Mitarbeiter von privaten und kirchlichen Kitas würden sich beteiligen, obwohl sie nicht an dem Streik mitmachen dürften. Einige von ihnen würden am Montag freimachen, sagt Klein.
Die kommunalen Arbeitgeber stellen sich nicht völlig gegen eine höhere Bezahlung, verweisen jedoch darauf, dass die Erzieher bereits jetzt besser bezahlt würden als andere Ausbildungsberufe im öffentlichen Dienst. Eine pauschale Erhöhung der Gehälter lehnen sie ab.
Stattdessen soll sich die Bezahlung künftig eher an den tatsächlichen Anforderungen orientieren, schlagen die Arbeitgeber vor.
Die Gewerkschaften jedenfalls sind bereit, den Streit bis zum Schluss auszufechten. Sollten die Verhandlungen am Montag und Dienstag im hessischen Offenbach scheitern, dann drohen GEW und Verdi mit Urabstimmung und unbefristeten Streiks. Seit Ostern hat es immer wieder eintägige Warnstreiks gegeben.
Man wolle den Tarifkonflikt nicht auf dem Rücken der Eltern und Kinder austragen, versichert Gewerkschafterin Schaaf-Peitz. Aber mehr Qualität in den Kitas sei ja schließlich auch im Sinne der Eltern. Daher schlägt sie vor, dass einige von ihnen am Montag mit zu der zentralen Kundgebung nach Mainz, wo bis zu 4000 Erzieher erwartet werden, fahren sollen. Sollten berufstätige Eltern am Montag keine Betreuungsmöglichkeit für ihre Kinder haben, dann dürfen sie zu Hause bleiben, teilt der Deutsche Anwaltsverein mit. Sie müssen allerdings vorher ihren Chef informieren. Dieser dürfe in der Regel den Urlaub nicht einfach so ablehnen oder das Gehalt deswegen kürzen.Extra

In diesen Kitas in der Region wird am Montag gestreikt: Trier-Saarburg: Kita Langsur, Kita Ayl, Kita Wincheringen, Kita Zerf, Haus für Kinder in Konz, Kita Sonnenplateau in Saarburg Trier: Deutsch-Französische Kita Tier, Kita Alt-Tarforst, Kita Trimmelter Hof Vulkaneifelkreis: Kita Müllenborn, Kita Sonnenschein Üxheim, Kindergarten Pelm, Kita Alter Markt Gerolstein, Kindergarten Densborn, Kita Hallschlag, Kindergarten Kalenborn, Kindergarten Neroth, Kita Kleine Helden Gerolstein, Kita Unter den Dolomiten Gerolstein Bitburg: Kita Altes Gymnasium Wittlich: Kita Bombogen, Kita Neuerburg, Kita Jahnplatz, Kita Lüxem. Weitere Kitas in anderen Orten können auch von dem Warnstreik betroffen sein. (Quellen: GEW, Stadt Trier, Stadt Wittlich, Stadt Bitburg). wie

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