Der Lotto-Chef freut sich auf neue Umsätze

Trier · Trotz Bedenken von Suchtexperten startet am 23. März eine neue Eurolotterie. Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium hat zuvor dem Glücksspiel bescheinigt, dass von ihm keine größere Gefahr ausgehe.

Trier. Streng genommen ist Luxemburg schuld daran, dass Lotto Rheinland-Pfalz bereits vor Jahren in Deutschland einer der Hauptinitiatoren für die neue Lotterie Eurojackpot wurde. Vor sieben Jahren musste sich die Gesellschaft aus Luxemburg zurückziehen. Auf Druck der Regierung durfte Lotto Rheinland-Pfalz im Nachbarland seine Produkte wie 6 aus 49 nicht mehr anbieten. Nur noch die nationale luxemburgische Lottogesellschaft war zugelassen. Und die stieg dann noch in die europäische Lotterie Euromillions ein. Neun Länder sind an dem wöchentlich ausgespielten Glücksspiel beteiligt, Mindestjackpot: 15 Millionen Euro.
Das hat laut Lotto-Rheinland-Pfalz-Chef Hans-Peter Schössler auch viele Spieler aus der Region angelockt, die nach dem Tanken noch schnell ihre Kreuzchen auf dem Euromillions-Tippschein machten. Das, so der Lotto-Geschäftsführer, habe in und um Trier zu annähernd 25 Prozent Einbußen bei Lotto Rheinland-Pfalz geführt.
Deutschlandweit spielten bis zu 700 000 Menschen, meist per Internet, regelmäßig bei der Euro-Lotterie, sagt Schössler. Daher war das Interesse vor allem bei Lotto Rheinland-Pfalz groß, ein ähnliches Produkt auf den Markt zu bringen: Eurojackpot. Vom 23. März an wird wöchentlich in sechs europäischen Ländern - in Deutschland, Finnland, Dänemark, Slowenien, Italien und den Niederlanden - ein Gewinn von mindestens zehn Millionen Euro ausgespielt. Gezogen werden die sieben Glückszahlen freitags im finnischen Helsinki. Die Ziehungen werden allerdings in Deutschland vorerst wohl noch nicht live im Fernsehen übertragen. Das Spielsystem ähnelt sehr stark dem von Euromillions.
Vier Jahre haben die Länder an der neuen Lotterie gebastelt. Doch bereits in der Planungsphase meldete 2008 der Fachbeirat Glücksspielsucht, der die Bundesländer bei der Einführung neuer Glücksspielangebote berät, Bedenken an. Zwar sei das Suchtpotenzial von Eurojackpot deutlich geringer als das von Sportwetten oder Geldspielautomaten, aber die neue Lotterie werde deutlich mehr neue Spieler in den Glücksspielsektor ziehen, die bisher noch nicht gespielt haben, heißt es in einer Stellungnahme des Fachbeirats vom 16. Oktober.
An dieser Einschätzung habe sich bis heute nichts geändert, sagte ein Beiratssprecher gestern auf Anfrage unserer Zeitung. Auch Andreas Stamm von der Trierer Suchtberatung Die Tür glaubt, dass Geldspielautomaten ein höheres Suchtpotenzial als Lottospiele haben. Ihn ärgert aber, dass ausgerechnet die Bundesländer, damit also der Staat, ein neues Glücksspiel anbieten. Stamm: "Bei illegalen Drogen wird hart durchgegriffen und bei Glücksspiel ist alles erlaubt."
Dass die neue Lotterie trotz des Vetos des Fachbeirates Glücksspielsucht in Deutschland eingeführt werden kann, liegt maßgeblich an Rheinland-Pfalz. Im Auftrag des Innenministeriums prüfte das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium im April 2010 die neue Lotterie. Eurojackpot biete die Chance, Menschen für ein "geordnetes Glücksspiel" zurückzugewinnen, die zu "illegalen Glücksspielanbietern" abgewandert seien. Das Suchtpotenzial dieser Angebote sei deutlich höher einzustufen. "Von unseren Produkten geht keine Spielsucht aus", sagt auch Schössler, der sich nun darauf freut "endlich" wieder mehr Umsatz zu machen.Extra

Bis zu 800 000 Menschen in Rheinland-Pfalz spielen jede Woche Lotto oder ein anderes von Lotto Rheinland-Pfalz angebotenes Glücksspiel. 2010 machte die Gesellschaft laut Geschäftsbericht einen Wettumsatz von 344,7 Millionen Euro, 110 Millionen Euro davon gingen an das Land. 2009 waren es noch 129 Millionen Euro. Als Grund für den Rückgang nennt die Gesellschaft Auflagen des Glücksspielstaatsvertrages, insbesondere das Verbot, die Glücksspiele im Internet anzubieten, sowie Werbeeinschränkungen. wie

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort