Der Pullover und das Strickmuster

Es gibt im Landtag einen Mann, der in unnachahmlicher Manier Dinge auf den Punkt zu bringen vermag. Bäckermeister Hans-Artur Bauckhage, der dem Hohen Haus seit 22 Jahren angehört und ehedem Wirtschaftsminister war, verfolgt das Geschehen sehr aufmerksam und kommentiert manches mit spitzer Zunge.

Zum Thema Nürburgring und dem Verhalten von Finanzminister Ingolf Deubel in dieser Sache wählt der Liberale folgenden Vergleich: "Meine Frau sagt immer: Wer beim Stricken eines Pullovers anfangs einen Fehler macht, der bekommt kein vernünftiges Muster mehr hin."

Vermutlich hat Professor Deubel in seinem Leben noch nie gestrickt. Jedenfalls sucht der Finanzprofi seit Wochen vergeblich nach einem Muster, um das Projekt Nürburgring wieder in ein gutes Licht zu rücken und sich dem geballten Zorn der Opposition zu entziehen. Selbst einstige Kabinetts-Mitstreiter wie Ex-Justizminister Herbert Mertin sind von ihm abgerückt und klopfen ihm kräftig auf die Finger. Als "Oberklopfer" hat sich allerdings der Eifeler CDU-Abgeordnete Michael Billen etabliert. Nachdem sich ein Ring-Enthusiast aus den eigenen Reihen, Walter Wirz aus Ahrweiler, selbst ins Abseits bugsiert hat, treibt Landwirt Billen den Minister wie eine Kuh auf seiner Weide vor sich her. Das hat auch die SPD rasch bemerkt und den Unions-Mann flugs zur Zielscheibe erkoren.

"Große Verwunderung über Billen" tut die Parlamentarische Geschäftsführerin Barbara Schleicher-Rothmund kund und wirft ihm vor, im Plenum aus internen Geschäftsunterlagen der Nürburgring GmbH zitiert zu haben, die illegal weitergereicht worden seien. Billens trockener Konter kommt prompt: "Ich habe kein Problem damit, sämtliche Unterlagen - das soll ja Diebesgut sein - dem Staatsanwalt zur Verfügung zu stellen." Das wäre mal etwas Neues in dieser Angelegenheit. Fragt sich nur, ob das auch im Interesse der Sozialdemokraten liegt.

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