Findige Fahnder, moderne Technik und eine gute Nase - Wie einer der größten Drogenfunde der vergangenen Jahre ablief

Trier · Ein spektakulärer Rauschgiftfund des Zolls sorgt für Schlagzeilen: Bei der Kontrolle eines spanischen Lastwagens auf der Autobahn A 64 bei Trier wurden am Dienstag vergangener Woche 129 Kilo Amphetamin entdeckt. Ein Verdienst moderner Technik, aufmerksamer Fahnder und des Bitburger Spürhundes Ayk.

Wenn die Staatsanwaltschaft in Trier zu einer Pressekonferenz einlädt, muss etwas ganz Besonderes passiert sein. Zuletzt war dies vor fünf Jahren der Fall. Damals wurde gegen einen Kinderschänder ermittelt, der Zwillingsbrüder missbraucht und Videos von den Verbrechen verkauft hatte. Ein Fall, der bundesweit Schlagzeilen machte.

Das dürfte auch der jüngste spektakuläre Fall, den Staatsanwalt Eric Samel seit Dienstag vergangener Woche auf seinem Schreibtisch liegen hat. Im Führerhaus eines spanischen Lastwagens fanden Zollfahnder aus Bitburg, Koblenz und Köln 129 Kilogramm Rauschgift. "Damit ist uns ein Schlag gegen die international organisierte Drogenkriminalität gelungen", freute sich Staatsanwalt Samel bei der gestrigen Pressekonferenz.

Für die war eigens der Leiter des Frankfurter Zollfahndungsamts, Markus Tönsgerlemann, nach Trier angereist. Für Tönsgerlemann eine Premiere und schon im Vorfeld ein Indiz dafür, dass der Öffentlichkeit schon etwas Außergewöhnliches mitzuteilen sein würde. Der Rauschgiftfund kann sich in der Tat sehen lassen: "Es ist die bundesweit größte Sicherstellung synthetischer Drogen in den vergangenen fünf Jahren", sagt Zollkriminalamtssprecher Wolfgang Schmitz und fügt hinzu: "Und es ist sogar der bundesweit zweitgrößte Fund in den zurückliegenden 20 Jahren."

Zahlen, die verdeutlichen, dass den etwa 15 am Kontrolltag auf dem Autobahnparkplatz Sauertal Dienst schiebenden Zoll-Ermittlern wirklich ein Coup gelungen ist. Der Parkplatz liegt an der A 64 zwischen Trier und der luxemburgischen Grenze etwa in Höhe der Ortschaft Trierweiler. Das Besondere an diesem Tag: Die Fahnder haben eine mobile Röntgenanlage "im Gepäck". Gerade einmal drei dieser Röntgengeräte sind bundesweit im Einsatz, die an diesem Tag eingesetzte ist beim Zoll in Köln stationiert. "Etwa zehn Mal im Jahr haben wir sie bei uns im Bezirk zur Verfügung", sagte gestern ein Fahnder im Gespräch mit unserer Zeitung. Während der zwischen fünf- und sechsstündigen Kontrolle würden im Schnitt 30 Lastwagen überprüft.

So war es wohl auch ein wenig Glück, dass die Zollermittler am Dienstag vergangener Woche ausgerechnet den spanischen LKW von der Autobahn auf den Parkplatz Sauertal winkten. Dort wurde der Lastwagen durch die mobile Röntgenanlage geschickt. "Das Röntgen dauert nur zwischen 30 und 40 Sekunden", sagt ein Fahnder, "die Auswertung der Aufnahmen dagegen kann bis zu 20 Minuten dauern."

Sie ist etwas für die Spezialisten des Zolls. "Da braucht man viel Erfahrung", sagt ein Insider. Verfärbungen, dunkle Flecken, Gegenstände, die die Beamten nicht zuordnen können - all dies sind Punkte, die die Fahnder nach eigenen Angaben misstrauisch machen. Mehr über ihre Tricks und Kniffe wollten die Ermittler gestern nicht verraten.
Sind die Ermittler misstrauisch, werden das Fahrzeug oder Teile davon genauer unter die Lupe genommen; im Fall des spanischen Lastwagens war es die Fahrerkabine. Drei rote Sporttaschen, gefüllt mit dem weißen Amphetaminpulver, entdeckten die Zollfahnder im Klappbett, drei weitere Drogentaschen erschnüffelte danach der Bitburger Rauschgiftspürhund Ayk. Dessen Hundeführer Reimund Heck hatte zuvor den spanischen LKW herausgewunken. Für das Duo war\'s damit wohl der erfolgreichste Tag ihrer Karriere.

Der 55-jährige spanische LKW-Fahrer wurde festgenommen, er sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Dass er allein handelte, ist unwahrscheinlich. Dagegen spricht nach Einschätzung der Ermittler schon die Tatsache, dass das Handy des Mannes nach seiner Festnahme ständig bimmelte. Da sei wohl schon jemand sehr nervös geworden, so die Einschätzung der Fahnder, die sich aber nicht mehr zu den Hintergründen entlocken lassen wollten.
Das sichergestellte Rauschgift wird nun auf seinen Wirkstoffgehalt untersucht und anschließend vernichtet. Der Lastwagen des Mannes wurde beschlagnahmt; der LKW habe allerdings "nur Schrottwert", sagen die Ermittler.Extra

Amphetamin, auch als "Speed" oder "Pepp" bekannt, ist eine synthetische Substanz. Amphetamine haben eine euphorisierende Wirkung, die süchtig machen kann. Sie regen das zentrale Nervensystem an und wirken aufputschend. Sie erhöhen den Blutdruck, beschleunigen den Puls und erweitern die Bronchien. Bei der Droge sind eine ganze Reihe möglicher Gefahren für die Gesundheit bekannt. Das Rauschgift ist meist als weißes oder beiges Pulver erhältlich, manchmal auch als Paste, selten in Tablettenform. Es wird geschnupft, also durch die Nase eingezogen. seyExtra

 Die mobile Röntgenanlage des Zollamtes braucht nur 30 Sekunden, um einen Lastwagen zu durchleuchten.

Die mobile Röntgenanlage des Zollamtes braucht nur 30 Sekunden, um einen Lastwagen zu durchleuchten.

Foto: Zollamt Koblenz

129 Kilogramm Amphetamin entdeckten die Zollfahnder in dem spanischen LKW. Eine gewaltige Menge. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr wurden bundesweit insgesamt 319 Kilo Amphetamin sichergestellt; im Jahr zuvor waren es sogar "nur" 313 Kilogramm. Die EU-Drogenbeobachtungsstelle hat erst diese Woche davor gewarnt, dass es in Europa immer mehr künstlich hergestellte Drogen gibt. sey

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