Führungsstreit: Werner fordert Ferner heraus

Trier/Mainz · Hinter den Kulissen der rheinland-pfälzischen Linken gibt es heftigen Knatsch. Gleich fünf Kandidaten, darunter zwei Bewerber aus der Region Trier, wollen übernächstes Wochenende Landesvorsitzende werden. Die innerparteilichen Kontrahenten teilen schon jetzt mächtig aus.

Trier/Mainz. Lange nichts mehr gehört von den Linken im Land. Seit sie im März vergangenen Jahres den Sprung in den Mainzer Landtag mit drei Prozent Stimmenanteil deutlich verpasst hat, ist es ruhig geworden um die Partei, die in Rheinland-Pfalz von einer Doppelspitze geführt wird: der Pfälzerin Elke Theisinger-Hinkel und dem Eifeler Wolfgang Ferner. Kritiker wie der Linken-Bundestagsabgeordnete Alexander Ulrich (41) bemängeln, dass es zu ruhig geworden sei in der Partei. Schlimmer noch. "Wir werden landespolitisch nicht wahrgenommen und müssen jetzt darum bangen, nochmals Bundestagsabgeordnete zu stellen oder in ein Kommunalparlament einzuziehen", schreibt Ulrich in einem Brief an seine Parteifreunde.
Kritik an der Parteispitze


Darin listet der Westpfälzer reichlich Gründe auf, warum er auf dem Parteitag am übernächsten Wochenende in Landstuhl für den Landesvorsitz kandidieren will - gemeinsam mit der Linken-Bundestagsabgeordneten Katrin Werner aus Trier. "Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht", sagt Ulrich, "aber ich kann nicht dabei zusehen, wie das linke Projekt in Rheinland-Pfalz scheitert."
Das ist, etwas vornehm ausgedrückt, eine verbale Ohrfeige Ulrichs für die beiden amtierenden Vorsitzenden Elke Theisinger-Hinkel und Wolfgang Ferner. Auch Katrin Werner (39) kleidet ihre Kritik in wohlfeile Worte. "Sie versuchen, aus ihren Möglichkeiten das Beste zu machen", bewertet die Trierer Parlamentarierin ihre Landesparteispitze. Steht eine solche Formulierung in einem Arbeitszeugnis, kann sich der Arbeitnehmer eine weitere Bewerbung getrost sparen.
Der seit zwei Jahren amtierende Linken-Landeschef Wolfgang Ferner will - anders als seine Co-Vorsitzende Theisinger-Hinkel - trotzdem noch einmal antreten. "Mein Rückhalt in der Partei ist sehr groß", sagt der 60-jährige Rechtsanwalt, "ich trete auf jeden Fall an." Dann wird auch der eher ruhige Ferner deutlich: "Auch wenn einige jetzt eine Schlammschlacht wünschen, werde ich ihnen den Gefallen nicht tun, mich daran zu beteiligen", sagt er, ohne konkreter zu werden.
Der in Rommersheim bei Prüm lebende Ferner tritt bei der Wahl gemeinsam mit Alexandra Erikson aus dem Kreisverband Rhein-Hunrück an - als Doppelspitze, wie er sagt. "Wir stehen für ein Konzept, nämlich die Trennung von Amt und Mandat."
Die haben die rheinland-pfälzischen Linken auf einem ihrer letzten Parteitage beschlossen. Hat die Satzung Gültigkeit, dürften die beiden Bundestagsabgeordneten Ulrich und Werner nicht für den Landesvorstand kandidieren. "Das höchste Gremium bei uns ist immer noch der Parteitag", sagt Katrin Werner, "und der entscheidet."
"Die wollen die Satzungsänderung wohl wieder rückgängig machen", sagt Wolfgang Ferner und bezweifelt, dass es dafür in der Partei eine Mehrheit gibt. Er hält sich und seiner scheidenden Vorstandskollegin zugute, dass es in der einst von Querelen geplagten Partei seit der vergangenen Landtagswahl keinen Streit mehr gebe.
"Okay", räumt Ferner dann ein wenig selbstkritisch ein, "meine Gegner werden jetzt sagen: Tote zanken nicht." Seine Herausforderin Katrin Werner drückt es dann doch ein wenig vornehmer aus: "Wir schwächeln seit der Landtagswahl."Extra

Die rheinland-pfälzischen Linken dümpeln seit Monaten bei zwei Prozent. Bei der Landtagswahl 2011 kam die Partei auf drei Prozent; davor waren es zwischen vier und sechs Prozent. Bei der Bundestagswahl 2009 erreichte die Linke in Rheinland-Pfalz sogar 9,4 Prozent der Stimmen. sey

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