Gegen den Bundestrend: Mehr Abtreibungen in Rheinland-Pfalz

Trier · Fast 4000 Frauen haben sich im vergangenen Jahr in Rheinland-Pfalz für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden, vier Prozent mehr als im Vorjahr. Bundesweit geht der Trend in die Gegenrichtung. Besonders schwierig ist die Situation in der Region Trier.

 Ein positiver Schwangerschaftstest lässt Frauen mitunter verzweifeln.Foto: istock/Anabgd

Ein positiver Schwangerschaftstest lässt Frauen mitunter verzweifeln.Foto: istock/Anabgd

Trier. Die Geburt eines Kindes ist für Frauen eine große Verantwortung. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes konnten oder wollten im vergangenen Jahr 3984 Schwangere in Rheinland-Pfalz diese wesentliche Veränderung in ihrem Leben nicht akzeptieren. Zwar liegt das Land mit zwölf Abbrüchen je 100 Geborene immer noch deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (15) und gehört mit Bayern und Baden-Württemberg zu den drei Ländern mit den niedrigsten Abbruchquoten. Während auf Bundesebene allerdings die Zahl der Abtreibungen leicht zurückgeht, ist sie im Land um vier Prozent gestiegen.

Eine Erklärung dafür gibt es nicht. Die kirchlichen Beratungsstellen rätseln ebenso wie die nicht konfessionell gebundene Pro Familia. Bei den 17 Schwangerschaftsberatungsstellen in der Diözese Trier in Trägerschaft des Caritasverbandes und des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) gibt es keine bewertbaren Zahlen zum Thema. Pro Familia vermeldet "eine gewisse Konstanz" bei der Zahl der Schwangerschaftskonfliktberatungen.

"Psychische Probleme, wirtschaftliche Gründe und Partnerschaftsprobleme stehen bei der Erwägung eines Abbruchs im Vordergrund", sagt Claudia Heltemes von Pro Famila Trier. Sie bedauert, dass es im Raum Trier keine Möglichkeit gebe, einen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu lassen. Weite Wege zum Beispiel ins Saarland seien für Frauen häufig eine zusätzliche Belastung.

Regionale Kliniken wie das Mutterhaus der Borromäerinnen lehnen Abtreibungen mit Verweis auf ethische und religiöse Grundsätze ab. Frauen, bei denen es nach Abbrüchen an anderen Orten zu Komplikationen kommt, werden behandelt.

Trotz der gesetzlich vorgeschriebenen Beratungspflicht entscheiden sich vor allem Frauen im Alter zwischen 25 und 30 Jahren für eine Abtreibung. Die Unsicherheit im Hinblick auf einen festen Arbeitsplatz spielt laut Pro Familia generell eine zunehmende Rolle bei der Entscheidung über die Fortsetzung einer ungeplanten Schwangerschaft.

Was wäre gewesen wenn? ... Einen Hintergrund zum schwierigen Thema Schwangerschaftsabbrüche finden Sie <strong>hier

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