Historischer Obama-Besuch in Hiroshima: Keine Entschuldigung für Atombombe

Washington · Der US-amerikanische Präsident Barack Obama reist am Freitag nach Hiroshima, an jenen Ort, auf den die USA am 6. August 1945 die Atombombe abgeworfen haben. Eine Entschuldigung hat das Weiße Haus im Vorfeld ausgeschlossen.

Washington. Als Paul Tibbets, der Pilot der Enola Gay, im Oktober 2007 das Zeitliche segnete, hatte er nie ein öffentliches Wort des Bedauerns für die Tragödie von Hiroshima gefunden. "Man kann sich darüber nicht den Kopf zermartern, es gibt keine Moral in der Kriegsführung, Krieg an sich ist unmoralisch", sagte er sieben Jahre vor seinem Tod in einem seltenen Interview, einem Gespräch mit dem amerikanischen Radiosender NPR.
Tibbets saß am 6. August 1945 am Steuer jener B-29, von der die Bombe, der die Militärs den Namen "Little Boy" gegeben hatten, über Hiroshima abgeworfen wurde. Die Maschine hatte er nach seiner Mutter benannt.
Die Sicht des Piloten ist bis heute die vorherrschende geblieben, wenn in den USA über Hiroshima diskutiert wird, wie jetzt vor dem Besuch Barack Obamas. Nach einer Umfrage des Pew-Instituts halten 56 Prozent der Amerikaner den Einsatz der Bombe für gerechtfertigt, während 34 Prozent widersprechen und die Übrigen sich nicht festlegen möchten.Qualen des Krieges verkürzen

Eine Mehrheit hält es nach wie vor mit den Worten Harry Trumans, des Präsidenten, der die Order zum Abwurf gab. "Wir haben uns der Bombe bedient, um die Qualen des Krieges zu verkürzen, um das Leben Tausender und Abertausender Amerikaner zu retten", begründete er seinen Befehl. Obama, hat das Weiße Haus bereits klargestellt, wird sich nicht von Truman distanzieren, weder um Verzeihung bitten, noch die Strategie des Amtsvorgängers infrage stellen. Auf welch schmalem Grat er sich bewegt, ließ er bereits mit einem verbalen Slalomlauf im japanischen Fernsehsender NHK erkennen.
Man müsse anerkennen, dass Politiker in Spitzenpositionen mitten in einem Krieg alle möglichen Entscheidungen zu treffen hätten. Es sei Aufgabe von Historikern, diese zu untersuchen. "Als jemand, der in den vergangenen siebeneinhalb Jahren in so einer Position war, weiß ich, dass es sehr schwere Entscheidungen sind, besonders in Zeiten des Krieges."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort