Hochmoselbrücke: Landesamt-Chef und Warner Ehses vor der Versetzung?

Mainz · Steht der Leiter des geologischen Landesamtes, Harald Ehses, wegen seiner Warnungen vor den Baurisiken beim Hochmoselübergang vor der Versetzung? Das zumindest hat die Rhein-Zeitung aus gut informierten Mitarbeiterkreisen erfahren. Erst Ende des Jahres war Ehses ein vorläufiger Maulkorb verpasst worden, nachdem er auf die finanziellen und baulichen Risiken der Brücke hingewiesen hatte.

Der Leiter des Geologischen Landesamts, Harald Ehses, soll wegen seiner Warnungen vor dem Baurisiko beim Hochmoselübergang vor seiner Versetzung stehen. Wie die Rhein-Zeitung berichtet, verlautete aus gut informierten Mitarbeiterkreisen, dass es im Landesamt "ein offenes Geheimnis" sei, dass das Wirtschaftsministerium Ehses ablösen wolle.

Offenbar solle damit verhindert werden, dass Ehses ein zusätzliches wasserkundliches Gutachten zu dem Rutschhang kommentiert, in dem die Brückenpfeiler auf der Westseite bei Ürzig gründen. Erste Ergebnisse des Gutachtens sollen nach den Osterferien vorgestellt werden. Das Haus von Ministerin Eveline Lemke (Grüne) sagte der Rhein-Zeitung auf Anfrage: "Zu Spekulationen äußern wir uns nicht."

Die im Raum stehende Versetzung des Fachmanns stünde im Widerspruch zu einer Ankündigung von Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne). Ehses soll sich nach Lemkes Worten wieder öffentlich zu dem 375 Millionen Euro teuren Brückenprojekt der B.50 bei Zeltingen-Rachtig äußern dürfen, wenn erste Ergebnisse eines wasserkundlichen (hydrogeologischen) Gutachtens vorliegen.

In der Weihnachtspause waren seine Warnungen vor erheblichen baulichen und finanziellen Risiken bekannt geworden: Der Baugrund am Moselhang bei Ürzig, einem Rutschhang, sei nicht ausreichend erkundet. Vor allem im Infrastrukturministerium läuteten die Alarmglocken. Die 1700 Meter lange und 160 Meter hohe Brücke ist seit 2011 im Bau. Auf der geologisch weniger schwierigen Zeltinger Seite stehen schon Pfeiler.

Minister Roger Lewentz (SPD) beeilte sich zu erklären, das von Ehses angemahnte Gutachten sei längst beschlossen und werde nun vergeben. Und ausgerechnet ein Ministerium der Grünen, die in der Opposition das Brückenprojekt jahrzehntelang bekämpft hatten, ist nun aus Koalitionstreue dafür zuständig, dem obersten Landesgeologen den Mund zu verbieten.
Was aber könnte das Gutachten eines Gießener Fachbüros so brisant machen, dass die Landesregierung seinen kompetentesten Kommentator womöglich kalt stellen will? Infrastrukturminister Lewentz rechnete vorab nicht mit wesentlichen Folgen für das Projekt.

Zwei mit dem Gelände vertraute Geologen würden das nicht unbesehen unterschreiben. Für Professor Edmund Krauter, Gründer der Forschungsstelle Rutschungen an der Universität Mainz, wird die Moselbrücke an der am wenigsten dafür geeigneten Stelle gebaut. "Man kann es technisch lösen, aber nur mit ungeheurem finanziellem Aufwand." Schon ein bis zwei Kilometer weiter wäre der Baugrund besser gewesen, sagt Krauter. "Dort gibt es keine Standsicherungsprobleme."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort