"Jede Stadt soll selbst entscheiden"

Berlin · In London gibt es bereits eine City-Maut für PKW. Nach Ansicht des Grünen-Politikers Anton Hofreiter hat sich das bewährt. Er sagt im Interview, dass er eine Maut auch für deutsche Ballungsgebiete für sinnvoll hält.

Berlin. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses des Bundestages, Anton Hofreiter (Grüne), will den Kommunen für die Einführung einer City-Maut freie Hand lassen. Die Gebühr sei aber nur sinnvoll, wenn die Einnahmen auch wieder in die Verkehrsinfrastruktur investiert würden, so Hofreiter im Gespräch mit unserer Zeitung. Herr Hofreiter, die Debatte über eine City-Maut in Deutschland ist durch die Verkehrsminister eröffnet. Was halten Sie von einer solchen Gebühr?Anton Hofreiter: Ich halte es für richtig, dass man den Städten die Möglichkeit der Einführung gibt. Jede Stadt muss entscheiden können, ob eine City-Maut für sie sinnvoll ist. Das gilt nämlich nicht für alle Kommunen gleichermaßen. Wann ist denn aus Ihrer Sicht eine City-Maut vernünftig? Hofreiter: So eine Maut ist insbesondere für größere, kompaktere Städte zweckmäßig mit relativ hohem Verkehrsaufkommen. Da geht es dann auch um den Erhalt und die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur. Rund sechs Euro an Maut sollen im Gespräch sein. Das ist eine Menge Geld. Wie kann man dem Vorwurf der Abzocke begegnen? Hofreiter: Die Frage ist doch, ob die Gebühr überall gleich hoch sein wird. In anderen europäischen Ländern legen die Kommunen selbst fest, was die Autofahrer bezahlen müssen. Eine City-Maut macht nur Sinn als Kombination: Das Geld, das eingenommen wird, muss auch sinnvoll in die Verkehrsinfrastruktur investiert werden. So kann man dem Vorwurf der Abzocke begegnen. Aber Busse und Bahnen sind in großen Städten jetzt schon oft überfüllt.Hofreiter: Deswegen müssen die Einnahmen vor allem in den öffentlichen Nahverkehr fließen. Damit mehr Menschen Busse und Bahnen nutzen können. Jeder, der auf den öffentlichen Nahverkehr für die Fahrt in die Stadt zurückgreift, benötigt zudem viel weniger Platz auf der Straße. Außerdem ist die Umweltbelastung geringer. Das erhöht die Lebensqualität für die Anwohner eindeutig. Übrigens verhalten sich mit einer City-Maut die Autofahrer bewusster. Wer tatsächlich mit dem PKW in die Stadt muss, hat dann aber entsprechend Raum und kommt schneller vorwärts. Taugt London für Sie als Vorbild? Wer dort mit dem Auto in die Stadt will, muss zahlen. Trotzdem hat man den Eindruck, dass der Verkehr nicht geringer geworden ist. Hofreiter: Die Anzahl der Staus ist aber durch die City-Maut massiv nach unten gegangen, während die Lebensqualität in der Innenstadt stark gestiegen ist. Auch wurde das Bus-System deutlich gestärkt. Das war für alle eine Gewinn-Situation. London ist deshalb ein positives Beispiel. has

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