Jedes neunte Kind im Land lebt in einer armen Familie - 58.400 unter 15-Jährige erhalten Hartz IV-Leistungen

Mainz/Trier · In Rheinland-Pfalz leben mehr als 58.000 Kinder in Familien ohne ausreichendes Einkommen. Sozialverbände kritisieren, dass der Entwurf für eine Hartz-IV-Reform die Situation vieler Minderjährigen noch einmal verschlechtern könnte.

Bundesweit ist fast jedes siebte Kind von Hartz IV abhängig. In Rheinland-Pfalz ist die Situation zwar nicht ganz so dramatisch. Dennoch warnen die Sozialverbände vor weiteren Verschlechterungen, denn die Zahl der unter 15-jährigen Leistungsberechtigten ist im Land bis Dezember 2015 innerhalb eines Jahres um 2,9 Prozent auf 58 403 gestiegen. Das sind 11,3 Prozent aller Kinder dieser Altersgruppe. Bundesweit liegt diese Quote bei 14,4 Prozent.

In der Region Trier leben derzeit 6313 Minderjährige in sogenannten Bedarfsgemeinschaften, also Familien, die auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen sind. Mehr als die Hälfte dieser Bedarfsgemeinschaften bestehen aus einer Alleinerziehenden mit mindestens einem Kind. Das belegen aktuelle Zahlen der Agentur für Arbeit Trier.

Ein Zusammenschluss von rund 30 Sozialverbänden und Gewerkschaften rund um die Diakonie haben angesichts der neuen Zahlen von der Politik Konzepte gegen Kinderarmut gefordert. "Das derzeitige System der kinder- und familienbezogenen Leistungen konnte nicht verhindern, dass die Kinderarmut in den letzten Jahren noch gewachsen ist", stellten sie fest. "Im Gegenteil: Kinder aus gut verdienenden Familien werden in Deutschland immer noch stärker gefördert als Kinder aus Hartz IV-Haushalten."

Im Mittelpunkt der Kritik auch des Arbeitskreises Armut der Region Trier steht derzeit besonders eine geplante Reform der Hartz-IV-Gesetzgebung, die besonders Alleinerziehende treffen würde. Demnach soll immer das Sozialgeld für ein Kind für die Tage gestrichen werden, an denen es Umgang mit Vater hat. dpa/r.n.

Mehr zum Thema lesen Sie am Mittwoch im Trierischen Volksfreund und in unserem Dossier www.volksfreund.de/armut

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