Keine Biotonne, dafür einheitliche Müllabfuhr

Trier · In der Region Trier soll es auch in Zukunft keine Biotonne geben. Das hat gestern Abend der Zweckverband Regionale Abfallwirtschaft (RegAb) beschlossen. Zudem soll die Abfuhr von Müll und Wertstoffen bis 2019 in allen Kommunen der Region vereinheitlicht werden.

Trier. Zwischen 90 und 156 Euro zahlt ein Vier-Personen-Haushalt im ehemaligen Regierungsbezirk Trier im Schnitt jedes Jahr an Abfallgebühren. Das ist so wenig wie fast nirgendwo sonst in Rheinland-Pfalz, hat das Mainzer Umweltministerium vor einiger Zeit ermittelt. Geht es nach den Politikern der im Zweckverband RegAb (siehe Hintergrund) zusammengeschlossenen Kommunen, soll sich daran auch in den nächsten Jahren möglichst wenig ändern. Leichter gesagt als getan.
Da wäre zum Beispiel die Biotonne, die der Gesetzgeber ab 1. Januar nächsten Jahres bundesweit zur Pflicht gemacht hat. Ihre Einführung würde die Kommunen in der Region angeblich 3,3 Millionen Euro kosten, die über die Gebühren von den Bürgern gegenfinanziert werden müssten.
Trierer Sonderweg



Der RegAb wehrt sich allerdings gegen die Biotonne, will deren Einführung verhindern, wie die Mitglieder der Verbandsversammlung gestern Abend in Trier einstimmig beschlossen haben.
Ob der Trierer Sonderweg mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz vereinbar ist (siehe Extra), wie mehrere vom Zweckverband in Auftrag gegebene Gutachten dem RegAb bescheinigen, muss nun die Koblenzer Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord entscheiden. Wenn das Abfallwirtschaftskonzept die SGD und die grüne Mainzer Wirtschaftsministerin Eveline Lemke nicht überzeugt, dürfte der Streit um die Biotonne letztlich vor dem Verwaltungsgericht landen.
Kurios an der Sache ist, dass es im Vulkaneifelkreis die Biotonne schon seit 21 Jahren gibt - wenn auch nur in jedem zweiten Haushalt. Wer angibt, organischen Abfall selbst zu kompostieren, ist allerdings auch im Vulkaneifelkreis von der Biotonne befreit.
Das größte Problem sind nach Angaben von Sprecherin Verena Bernardy die Fehlwürfe. Immer noch werde Restmüll über die Biotonne entsorgt, ebenso wie vermeintlich kompostierbare Kunststoffbiobehälter, deren Bestandteile dann nicht verrotten. Kann der RegAb seine Pläne in die Tat umsetzen, ist die Biotonne aber auch im Vulkaneifelkreis ein Auslaufmodell. Denn bis zum Jahr 2019 soll die Entsorgung aller Abfälle und Wertstoffe in der Region vereinheitlicht werden. Das würde nicht nur das Aus für die Biotonne im Vulkaneifelkreis bedeuten, sondern auch das Ende der Papierbündelsammlung im Kreis Bernkastel-Wittlich. Dort soll dann wie im Rest der Region die blaue Tonne eingeführt werden.
Derzeit gibt es zwischen den regionalen Kommunen und Entsorgern noch rund drei Dutzend Verträge - mit unterschiedlichen Laufzeiten und Vergütungsregelungen. Würden diese künftig zentral vom RegAb ausgeschrieben, könnten damit auch die Entsorgungskosten gesenkt werden, so die Hoffnung. Das würde sich auch positiv auf die Müllgebühren auswirken.
Noch allerdings ist keinesfalls sicher, dass die durch diverse Gutachten untermauerten Biotonnenverzichtspläne des Zweckverbands RegAb auch in Koblenz und Mainz abgesegnet werden.
"Wir hoffen, dass die Entscheidung zu unseren Gunsten ausfällt und die ökologische Gleichwertigkeit unseres Verfahrens anerkannt wird", meinte gestern Abend der Verbandsvorsteher und Bernkastel-Wittlicher Landrat Gregor Eibes.
Nach Angaben des vom Zweckverband beauftragten Rechtsanwalts Günther Teufel gibt es bundesweit zwischen 40 und 60 Kommunen, die Bioabfall nicht getrennt sammeln wollten.
Extra

Im Zweckverband Regionale Abfallwirtschaft (RegAb) sind die Stadt Trier und die Kreise Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm, Trier-Saarburg und Vulkaneifel zusammengeschlossen. Eine Tochterfirma ist die Regionale Entsorgungsgesellschaft. Sie ist Eigentümerin und Betreiberin der mechanisch-biologischen Trocknungsanlage Mertesdorf (Kreis Trier-Saarburg), wo der komplette Restabfall aus der Region hingeliefert wird. In der Mertesdorfer Anlage werden die Abfälle von rund 515 000 Einwohnern getrocknet und danach als Sekundärbrennstoff an Heizkraftwerke verkauft. Für den Trocknungsprozess sorgen Mikroorganismen. Dabei wird das Gewicht der Abfälle um ein Drittel reduziert. Wichtigstes Organ des Zweckverbandes Regionale Abfallwirtschaft ist die Verbandsversammlung. In das 25-köpfige Gremium entsenden die vier Kreise sowie die Stadt Trier fünf Vertreter. Verbandsvorsteher ist der Bernkastel-Wittlicher Landrat Gregor Eibes (CDU). seyExtra

Wer auf die Biotonne verzichten will, muss ein gleichwertiges Entsorgungsverfahren haben, steht im Gesetz. "Haben wir", sagt RegAb-Geschäftsführer Max Monzel. "Bei uns werden die Bioabfälle zusammen mit den Restabfällen biologisch getrocknet und als Ersatzbrennstoff anstelle von Öl, Kohle oder Gas in Kraftwerken eingesetzt." Aufgrund des hohen Brennwerts gelte dies als Verwertung und erfülle somit die gesetzlichen Vorgaben. sey

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