Kirche will wiederverheirateten Mitarbeitern nicht mehr kündigen

Trier · Lichtblick für viele Beschäftigte der katholischen Kirche: Wiederverheiratete Geschiedene müssen künftig nicht mehr um ihren Job zittern. Ähnliches soll nach dem Willen des Trierer Bischofs Stephan Ackermann auch für homosexuelle Mitarbeiter gelten.

Wer als Beschäftigter der katholischen Kirche nach einer Scheidung wieder heiratet, kann dafür gefeuert werden. Der Grund: Nach den kirchlichen Glaubens- und Moralvorstellungen handelt es sich bei der neuerlichen Ehe um einen schwerwiegenden Loyalitätsverstoß, der arbeitsrechtliche Konsequenzen zur Folge hat. Das schon seit Jahren in der Kritik stehende kirchliche Arbeitsrecht soll nun geändert werden, wie der Trierer Bischof Stephan Ackermann im TV-Redaktionsgespräch bestätigte. Demnach soll künftig Wiederverheirateten nur noch gekündigt werden können, wenn die neue Ehe erheblichen Ärger hervorrufen könnte. Derzeit gilt diese Einschränkung nicht.

Allein im Bistum Trier fallen mehrere Zehntausend Beschäftigte von Kirche, Krankenhäusern oder Caritas unter das kirchliche Arbeitsrecht. Bischof Stephan Ackermann geht davon aus, dass die Bischöfe die Neuregelung noch in diesem Jahr absegnen werden. Nach dem Willen des 51-Jährigen sollen auch eingetragene Lebenspartnerschaften von Homosexuellen künftig kein zwangsläufiger Kündigungsgrund mehr sein. Er sei für eine arbeitsrechtliche Anpassung, sagte Ackermann im TV-Gespräch noch etwas schwammig.

Auch aus Rom waren zuletzt versöhnliche Töne über homosexuelle Lebensgemeinschaften zu hören.
Der Trierer Bischof hat sich in der Vergangenheit schon mehrfach mit Homosexuellenverbänden getroffen. Im Juli appellierte der saarländische Schwulen- und Lesbenverband an Ackermann, keinem Mitarbeiter wegen einer Lebenspartnerschaft zu kündigen. Auch die Saarbrücker Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) bat Ackermann, sich für Veränderungen einzusetzen.

Im Interview mit unserer Zeitung kündigte der Trierer Bischof an, wegen dramatisch zurückgehender Priesterzahlen künftig mehr ausländische Geistliche etwa aus Indien oder Afrika im Bistum einzusetzen. Er wolle die Quote auf zehn Prozent erhöhen, sagte Stephan Ackermann. Derzeit sind 23 der 510 Bistumspriester Ausländer, das entspricht einer Quote von 4,5 Prozent.

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