Klimakonferenz im Schatten des Terrors - 11 000 Polizisten sollen für Sicherheit der 137 Staats- und Regierungschefs sorgen

Paris · Nach den Anschlägen am 13. November begleiten massive Sicherheitsvorkehrungen die Klimakonferenz, die am Montag in Paris beginnt. Viele heikle Fragen warten auf die 14 000 Delegierten.

Paris. "Unsere Schuhe laufen für uns", lautet das Motto von Avaaz. Mit Bergen von Schuhen will die Nicht-Regierungsorganisation am Sonntag den Pariser Platz der Republik in Paris füllen, um so ihr Engagement gegen den Klimawandel zu zeigen. Es ist eine originelle Antwort auf das Demonstrationsverbot, das die französische Regierung nach den Anschlägen vom 13. November aussprach.
Gut zwei Wochen nach den Attentaten mit 130 Toten findet die Klimakonferenz in Paris ab Montag in einem Land statt, in dem der Ausnahmezustand gilt. Sogar von einer möglichen Absage des Großereignisses war die Rede, doch Präsident François Hollande stellte schnell klar: "Am großen internationalen Ereignis der Klimakonferenz wird nicht nur festgehalten, sondern es soll auch ein Augenblick der Hoffnung und Solidarität sein."
Rund 11 000 Polizisten wachen über die "COP21", zu deren Eröffnung am Montag 137 Staats- und Regierungschefs erwartet werden. Rund 8000 Beamte kontrollieren die Grenzen, an denen Frankreich am 13. November wieder Kontrollen eingeführt hatte. 2800 weitere sichern das Gelände in Le Bourget bei Paris, wo 14 000 Delegierte aus 195 Ländern erwartet werden. Sie verhandeln bis 11. Dezember über eine Verringerung der Treibhausgasemissionen.Ziel: Emissionen verringern


Ziel ist es, die Erderwärmung auf unter zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. 178 Staaten, die immerhin für 95 Prozent der Emissionen verantwortlich sind, haben schon ihren Beitrag offengelegt. Deutschland will zusammen mit den anderen EU-Ländern die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 40 Prozent gegenüber 1990 verringern. Andere Länder sind da weniger ambitioniert: China will ab 2030 seinen CO-Ausstoß nicht mehr steigern, und die USA versprechen, spätestens 2025 ihre Emissionen um 26 bis 28 Prozent zu drücken.
Bei 2,7 Grad würde die Erderwärmung liegen, wenn alle Verpflichtungen umgesetzt werden. "Noch lange nicht genug", kommentierte deshalb die Generalsekretärin des UN-Klimasekretariats UNFCCC, Christiana Figueres. Doch Experten setzen inzwischen schon auf die Zeit nach Paris: Mit einem regelmäßigen Mechanismus zur Überprüfung der Klimaziele könnten ehrgeizigere Zusagen auch später noch erfolgen.
Alle fünf Jahre sollten die nationalen Aktionspläne deshalb überprüft werden, fordert die Bundesregierung. Wichtig ist ihr auch die Frage, wie die Verpflichtungen der einzelnen Staaten kontrolliert werden. "Strenge Regeln zu Transparenz und Überprüfbarkeit" verlangt hier der zuständige EU-Kommissar Miguel Arias Cañete.
Die nationalen Ziele sind aber nur eines der heiklen Themen in Paris. Mindestens genauso kompliziert dürfte die Frage der Finanzhilfen für diejenigen Länder werden, die besonders stark unter den Folgen des Klimawandels leiden. 100 Milliarden Dollar sind jährlich dafür ab 2020 vorgesehen, wenn das neue Klima abkommen in Kraft tritt. Laut OECD sind allerdings bisher erst 62 Milliarden Dollar zusammengekommen.
Vom Klimawandel besonders betroffene Staaten wie Südafrika waren es auch, die bei den Vorverhandlungen im Oktober in Bonn am lautesten auftraten. Schon der erste Entwurf, der zur Überraschung vieler nur neun Seiten hatte, wurde von 133 Staaten massiv kritisiert. Dennoch kam in Bonn ein Entwurf heraus, der nun Verhandlungsgrundlage in Paris ist. Allerdings stehen auf den 50 Seiten noch viele eckige Klammern, die die Delegierten in den kommenden zwei Wochen auflösen müssen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort