Klöckners kluge Köpfe: Rheinland-pfälzische CDU-Chefin stellt Kompetenzteam für die Landtagswahl vor

Mainz · 14 potenzielle Minister für ihr mögliches Kabinett hat die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner am Dienstag in Mainz vorgestellt. Das Kompetenzteam besteht aus Landes- und Bundespolitikern sowie Experten. Mit dem ehemaligen Turner Eberhard Ginger befindet sich auch ein Prominenter darunter.

Es dauert eine Weile, bis sich alle 14 Männer und Frauen vor den orangefarbenen Transparenten in dem etwas unwirtlich wirkenden Räumchen des Mainzer Innovationszentrums im Stadtteil Gonsenheim um ihre möglicherweise neue Chefin positioniert haben.Landtagswahl 2016


Die Chefin ist die CDU-Vorsitzende Julia Klöckner. Die 14-köpfige Mannschaft um sie herum bildet ihr Kompetenzteam: vier Landtagsabgeordnete, drei Bundestagsabgeordnete, darunter Patrick Schnieder aus Arzfeld (Eifelkreis Bitburg-Prüm), drei Kommunalpolitiker wie der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz, zwei Wissenschaftler, eine Journalistin und ein Verbandsfunktionär.

Alles Personen, die bereitstünden, Ministerämter zu übernehmen, wenn die CDU bei den Landtagswahlen in sechs Wochen stärkste Kraft werde, sagt Klöckner. Ein Schattenkabinett sei das aber nicht: "Nicht jeder kann ein Amt übernehmen", sagt die CDU-Chefin. Schließlich müsse man zunächst abwarten, welches Ministerium man bei möglichen Koalitionsverhandlungen ziehe.

Klöckner strahlt, als sie ihre potenzielle Ministerriege ("Durchschnittsalter 50.") präsentiert. Ist ihr doch durchaus die eine oder andere Überraschung gelungen - mit Mitgliedern des Kompetenzteams, die bisher keiner auf der Rechnung hatte. Einer von ihnen steht an diesem Nachmittag ganz unscheinbar rechts von Klöckner: Ex-Kunstturner Eberhard Gienger. Der 64-jährige Schwabe sitzt seit 2012 für die CDU im Bundestag. Gienger, der 1976 Bronze bei den Olympischen Spielen geholt hat, ist im Kompetenzteam zuständig für Sport, Ehrenamt und "gutes Leben". Bewegung und Sport seien wichtig für die Volksgesundheit, sagt der Ex-Sportler, wohl wissend, dass im Falle eines CDU-Wahlsiegs nicht ihm, sondern der Landtagsabgeordneten Hedi Thelen das Ressort Gesundheit, Soziales, Arbeit und Inklusion zufallen würde.

Eine Überraschung ist auch die Berufung der freien Journalistin Düzen Tekkal als Zuständige für Integration und Frauen. Die 36-Jährige, die nach eigenem Bekunden kein CDU-Mitglied, aber "CDU nah" ist, hat vor zwei Wochen auf Einladung Klöckners bei einer Diskussion über Frauenrechte in Ludwigshafen gesprochen. Dabei hat die kurdischstämmige Jesidin sich für eine Verschärfung des Asylrechts bei kriminellen Flüchtlingen ausgesprochen. Sie fordert wie Klöckner ein Burka-Verbot und ein Integrationspflichtgesetz.

Die Namen der übrigen Mitglieder des Klöckner-Teams sind keine Überraschungen mehr. Das gilt auch für den neben Gienger wohl prominentesten Namen:Der umstrittenste Kandidat


Philipp zu Guttenberg, Bruder des über eine Plagiatsaffäre gestürzten Bundesverteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg. Der Präsident des Waldbesitzerverbands ist sicherlich der Umstrittenste im Team, ist er doch kürzlich vom Naturschutzbund Nabu wegen seines Widerstands gegen eine natürliche Waldentwicklung als Dinosaurier des Jahres ausgezeichnet worden. Er wolle den Nationalpark nicht abschaffen, betont der für die Themen Umwelt, Forsten und Nachhaltigkeit zuständige Lobbyist. Aber die Kosten für das Projekt müssten kritisch geprüft werden. Günther Schartz ist zuständig für Kommunales, Katastrophenschutz, Heimat und Europa. Es müsse endlich wieder ein "wirkliches Kommunalministerium" geben, sagt der Parteivize, betont aber zugleich, dass er in der Trier-Saarburger Kreisverwaltung nicht auf gepackten Koffern sitze und Landrat auf Abruf sei. Ob er als Kommunalminister auch Innenminister werde, lässt er offen. Für innere Sicherheit, Justiz und Energie ist nämlich Fraktionsvize Christian Baldauf gesetzt. CDU-Generalsekretär Schnieder, zurzeit Mitglied des Bundestagsverkehrsausschusses, soll für Verkehr und Breitbandausbau zuständig sein.

Wie die Zuschnitte der Ressorts unter einer Ministerpräsidentin Klöckner aussehen, lässt die Parteichefin noch offen. Nur eine einzige Personalie steht fest: Der Pirmasenser Oberbürgermeister Bernhard Matheis soll Chef der Staatskanzlei werden, falls Klöckner dort einzieht.

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