Nach dem tödlichen Unfall auf der A 1 bei Hetzerath: Eine ganze Stadt trauert mit

Bad Ems · Nach dem Unfall auf der A 1 bei Hetzerath, wo am Montag drei Menschen durch die Geisterfahrt einer 60-Jährigen starben und weitere Opfer schwer verletzt sind, versucht die Stadt Bad Ems, der Familie Beistand zu leisten

 Versuchen den Angehörigen zu helfen: Mitarbeiter des Roten Kreuzes in Bad Ems vor der Turnhalle, die die Gemeinde kurzfristig für die vielen angereisten Verwandten zur Verfügung gestellt hat.

Versuchen den Angehörigen zu helfen: Mitarbeiter des Roten Kreuzes in Bad Ems vor der Turnhalle, die die Gemeinde kurzfristig für die vielen angereisten Verwandten zur Verfügung gestellt hat.

Foto: Thomas Lui

Ganz Bad Ems zeigt sich geschockt über das, was sich am Montag auf der A 1 bei Hetzerath (Kreis Bernkastel-Wittlich) ereignet hat: Eine 60-jährige PKWFahrerin war vom Rastplatz Rivenich in die falsche Richtung auf die Autobahn aufgefahren. Dort kam es zum Frontalzusammenstoß mit dem Fahrzeug eines Familienvaters aus Bad Ems, in dem auch dessen vier Kinder saßen. Der 31-Jährige und seine neunjährige Tochter waren sofort tot. Der siebenjährige Sohn erlag kurze Zeit später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Um die trauernde Familie zu unterstützen, haben das Deutsche Rote Kreuz (DRK), Feuerwehr und Technisches Hilfswerk (THW) nun eine Notunterkunft in der Sporthalle Hasenkümpel eingerichtet. Dort übernachten die rund 80 männlichen Angehörigen der Familie, die am Dienstag aus dem ganzen Land angereist waren. Die Frauen sind aus religiösen Gründen im Wohnhaus der muslimischen Familie untergebracht.

DRK-Einsatzleiter Oliver Laux-Steiner weiß, warum so viele Menschen mitunter Anreisen über mehrere Hundert Kilometer in Kauf genommen haben: "In muslimischen Familien ist es Brauch, die Trauer gemeinsam zu teilen." Damit ihnen vor Ort eine Übernachtungsmöglichkeit und ein Rückzugsort zur Verfügung steht, hatten Laux-Steiner und 60 Kameraden in Rekordzeit eine Notunterkunft in der Turnhalle aufgebaut. Zuvor hatte Josef Oster, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde, entschieden, die Halle sofort für den Sportbetrieb zu sperren. Provisorische Betten Die Helfer bauten provisorische Betten auf und kümmern sich auch um die Verpflegung der Angehörigen der Familie, die seit vielen Jahren in Bad Ems lebt und aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt. "Mit dieser Aktion haben die Helfer ein hohes Maß an Menschlichkeit bewiesen", lobt Oster das große Engagement der Hilfskräfte. Diese sind auf dem Gelände rund um die Sporthalle verteilt und bieten den Trauernden jegliche Unterstützung an. "Vor allem sind es persönliche Gespräche, mit denen wir versuchen, den Leuten in dieser schrecklichen Situation eine Stütze zu sein", sagt der Einsatzleiter des DRK.

"Die Angehörigen selbst zeigen sich tief beeindruckt von der Welle der Unterstützung hier in Bad Ems." Auch Notfallseelsorger stehen den Menschen zur Seite und geben Zuwendung. Neben der Trauer eint sie alle die Hoffnung: Denn im Krankenhaus schweben die beiden anderen Kinder der Familie (fünf und zehn Jahre alt), die ebenfalls in dem Unfallauto saßen und schwer verletzt wurden, noch immer in Lebensgefahr. Wie lange die Angehörigen noch in ihrer Notunterkunft bleiben, hängt vom Zeitpunkt der Trauerfeier ab. "Die findet voraussichtlich innerhalb der nächsten ein, zwei Tage statt", schätzt Laux-Steiner. Der Ort für diese Zeremonie steht noch nicht fest, es dürfte aber nicht Bad Ems sein: Denn hier gibt es keinen muslimischen Friedhof.

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