Ohne Vater und Mutter unterwegs: Junge Flüchtlinge suchen Gastfamilien

Trier · Mit dem Flüchtlingsstrom steigt auch die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die ohne Begleitung durch Erwachsene nach Deutschland fliehen. Deren Betreuung regelt die Landesregierung Rheinland-Pfalz neu und setzt dabei auch auf Gastfamilien.

680 minderjährige Flüchtlinge ohne Begleitung hat das Jugendamt Trier bereits in diesem Jahr betreut. Es ist in Rheinland-Pfalz seit Jahren erste Anlaufstelle für diese oft traumatisierten Kinder und Jugendlichen und regelt gemeinsam mit dem Jugendhilfezentrum Don Bosco Helenenberg (Kreis Trier-Saarburg), dem Diakonischen Werk Bad Kreuznach und dem Palais e.V. in Trier die ersten drei Monate des Aufenthaltes. Für diese sogenannte Clearing-Phase, in der unter anderem Fluchtumstände und Familienstand geklärt werden und der Asylantrag gestellt wird, soll nun auch die Unterbringung in Gastfamilien möglich sein. Das vom Jugendhilfezentrum Helenenberg entwickelte "Trierer Modell" ist laut Integrationsministerin Irene Alt (Grüne) Vorbild für fünf weitere Jugendämter im Land, die ab dem 1..November ebenfalls zu Schwerpunktämtern werden. Koblenz, Kusel, Mainz-Bingen werden dazugehören. Verhandlungen mit zwei weiteren Kreisen laufen. Die Landesregierung reagiert damit auf eine Gesetzesänderung. Für die bundesweite Verteilung der minderjährigen Alleinreisenden gilt ab dem kommenden Monat eine feste Quote. Bis zum Jahresende werden dadurch in Rheinland-Pfalz bis zu 1100 junge Flüchtlinge erwartet. 2016 könnten es 1200 sein.

29 Familien haben bereits Interesse an der zeitlich begrenzten intensiven Betreuung eines jugendlichen Flüchtlings signalisiert. "Unser Ziel ist, dass jeder junge Mensch die Betreuung bekommt, die er braucht", sagt Carsten Jung vom Jugendhilfezentrum Don Bosco. 95 Prozent der alleinreisenden Flüchtlinge sind männlich und zwischen 15 und 17 Jahren alt. Sie werden bislang zunächst in der Region Trier betreut. Für Kinder und minderjährige Mädchen ist die Diakonie Bad Kreuznach zuständig.

Beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) entscheidet in Rheinland-Pfalz derzeit nur ein Beamter über die Anträge dieser Asylbewerber.

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