Paradoxe Zustände im Bistum: Rekordeinnahmen und leere Kassen

Trier · Das Bistum Trier rechnet in diesem Jahr mit einem Kirchensteuer-Rekord von 290 Millionen Euro. Das sind zehn Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Gleichzeitig stehen einige Pfarreien vor dem finanziellen Kollaps.

 Dom und Liebfrauenkirche

Dom und Liebfrauenkirche

Foto: Bistum Trier
 Der Dom und die Liebfrauenkirche, fotografiert von St.Gangolf aus.

Der Dom und die Liebfrauenkirche, fotografiert von St.Gangolf aus.

Foto: Bistum Trier

Eigentlich müsste Generalvikar Georg Bätzing an kommenden Montag ein zufriedenes Gesicht machen. Dann stellt der Verwaltungschef des Bischofs den Haushalt für das laufende Jahr vor; erstmals in Form eines Geschäftsberichts, der mehr Transparenz in die Bistumsfinanzen bringen soll. Nicht zuletzt dank der guten Konjunktur sprudeln die Kirchensteuereinnahmen. Gegenüber dem Vorjahr erwartet Finanzchefin Kirsten Straus nach Informationen des Volksfreunds ein Steuerplus von satten 28 Millionen Euro.

Mehr noch: Erstmals seit acht Jahren müssen die bischöflichen Kämmerer nicht die Rücklagen antasten, um ein Finanzloch im Haushalt zu stopfen. Im Gegenteil. Straus rechnet für 2014 sogar damit, dass 5,5 Millionen Euro übrigbleiben. Das könnte Bischof Stephan Ackermann und seinen Generalvikar freuen, aber Bätzing weiß, dass die guten Zahlen auch Probleme mit sich bringen. Wenn die Einnahmen sprudeln, verlieren die Argumente für den beschlossenen, millionenschweren Sparkurs an Wirkungskraft. Zugleich wachsen Begehrlichkeiten an der Basis.

Laut dem Sparpaket sollen die Kirchengemeinden bis in zwei Jahren auf insgesamt 4,3 Millionen Euro verzichten. Dabei stehen schon jetzt erste Pfarreien vor dem finanziellen Kollaps - etwa im Dekanat Bad Kreuznach. Die Pfarrei Kirn hat Schulden von einer Viertel Million Euro angehäuft. "Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, Insolvenz anzumelden", sagt Pastor Heribert Barzen. Er schätzt, dass ein Drittel aller Pfarreien auf finanzielle Hilfe angewiesen ist. "Die einen schwimmen im Geld, während die anderen von der Hand in den Mund leben müssen", sagt ein Insider zur Situation im Bistum. Um den Frust an der finanziell klammen Basis etwas abzumildern, plant das Generalvikariat nun angeblich eine Art Sonderausschüttung an seine ärmsten Kirchengemeinden.

Mehr zum Thema: Arme Kirche, reiche Kirche - Wenn eine Pfarrei hoch verschuldet ist, kommen die Verantwortlichen auf kuriose Ideen

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