Protest gegen neue Atombomben in der Eifel endet nach 65 Tagen in Büchel

Büchel · Bis 2025 wollen die USA ihre in der Eifel lagernden Atombomben so modernisieren, dass sie zu lenkbaren Präzisionswaffen werden. Eine Aussicht, die Friedensaktivisten schrecklich finden. Sie protestieren daher schon seit mehr als zwei Monaten vor dem Luftwaffenstützpunkt in Büchel.

65 Tage lang haben Friedensaktivisten vor den Toren des Nato-Luftwaffenstützpunktes Büchel in der Eifel immer wieder für ein atomwaffenfreies Deutschland demonstriert. Am Freitag wird es eine letzte Sitzblockade geben. Die Demonstranten sind bereit, Gefängnisaufenthalte hinzunehmen, "um auf völkerrechtswidrige Atomwaffen" aufmerksam zu machen.

Atombomben offenes Geheimnis

Das Verteidigungsministerium gibt mit Verweis auf die Geheimhaltungsregeln der Nato zwar so gut wie keine Auskunft über Nuklearwaffen in der Bundesrepublik (siehe Extra). Doch ist es ein offenes Geheimnis, dass bei Büchel in unterirdischen Magazinen die letzten zehn bis 20 US-Atombomben auf deutschem Grund lagern.

Bomben, die auch politischer Sprengstoff sind. Denn zu dem von der schwarz-gelben Bundesregierung versprochenen und von der SPD einst geforderten Abzug der Waffen wird es nicht kommen.

Friedensforschern zufolge sollen die Atombomben in die USA gebracht werden, um sie zu modernisieren: Statt frei fallend wird die neue B 61-12 laut Otfried Nassauer, Leiter des Berliner Informationszentrums für Transatlantische Sicherheit, lenkbar und für die Zerstörung einzelner Ziele geeignet sein. Zum Beispiel könnte man damit verbunkerte Kommandozentralen treffen. Sie wird so von einem Instrument der Abschreckung zu einer "verwendbaren" Waffe.
Um diese neue Bombe im Kriegsfall transportieren zu können, behält die Luftwaffe einen Teil ihrer in der Eifel stationierten Tornados nicht wie ursprünglich geplant bis 2020, sondern länger. Womöglich viel länger.

Denn nach Auskunft von Hans Kristensen, dem Direktor des von US-Wissenschaftlern gegründeten Nuclear Information Projects in Washington DC, verzögert sich das US-Programm um einige Jahre. Frühestens 2020 werde die erste B 61-12 fertig. Bis 2025 sollen dann nur noch moderne Sprengkörper in der Eifel lagern. Der Rüstungsexperte geht davon aus, dass die Kernwaffen in einem C-17-Transportflugzeug hin- und hergeflogen werden.
Fraglich, ob Anpassung klappt

Schon öfter wurden Zweifel daran geäußert, ob es sich lohnt, die rund 30 Jahre alten Tornados an das neue Waffensystem anzupassen. Laut Kristensen gibt es nun Gerüchte, dass die Jets (anders als F-35-, F-15 oder F-16-Jets) nicht in der Lage wären, die lenkbaren Leitwerke am Heck der Bombe zu nutzen, sodass diese genau wie die alten Modelle frei fallend ("dumm") wäre. Trotzdem sollen die Trainingsflüge für die Tornados dem Wissenschaftler zufolge schon kommendes Frühjahr in den USA beginnen.

"Ich finde es ein Unding, dass die Bundeswehr im Rahmen der nuklearen Teilhabe den Einsatz dieser Massenvernichtungswaffen übt", sagt Markus Pflüger von der Trierer AG Frieden. Die Vorstellung, dass solche Waffen in Konflikten wie jenem in der Ukraine eine Rolle spielen könnten, sei schrecklich.

Gemeinsam mit anderen Aktivisten wird er daher am Freitag in Büchel die Einfahrt zum Luftwaffenstützpunktblockieren und - wie es in den vergangenen Jahrzehnten so viele vor ihm vergeblich getan haben - den Abzug der Atombomben fordern. Extra Offizielle Auskunft des Verteidigungsministeriums

Diese zwei Sätze sind alles, was das deutsche Verteidigungsministerium auf eine lange Liste mit Fragen zu den in Büchel lagernden Atombomben antwortet: "Die Informationsweitergabe in Bezug auf die Nuklearstreitkräfte der Nato unterliegt aus Sicherheitsgründen den verpflichtenden Geheimhaltungsregeln des Bündnisses, an die die Bundesregierung gebunden ist. Demzufolge können zu Anzahl, Lagerorten, Umgang mit und Spezifika der Nuklearwaffen sowie ihrer Trägersysteme, wie auch zu Ausbildung, Übung und Absicherungsmaßnahmen keine Angaben gemacht werden." kah

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