Rauschgiftkonsum zugegeben: SPD-Landesvorstand berät den Fall Hartmann

Mainz/Trier · Hat der unter Drogenverdacht stehende SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Hartmann eine politische Zukunft? Wahrscheinlich wird der SPD-Landesvorstand dem 51-Jährigen am Dienstagabend den Rücken stärken. Zunächst einmal jedenfalls.

Am Mittwochnachmittag wurde offiziell, was schon am Montag durchgesickert war: Der rheinland-pfälzische Bundestagsabgeordnete Michael Hartmann räumt über seinen Berliner Anwalt ein, Drogen gekauft und diese auch konsumiert zu haben - "in geringer, eigenverbrauchsüblicher Menge", wie es heißt. Über einen Monat im vergangenen Herbst hinweg will Hartmann das verbotene Rauschgift Methamphetamin (Crystal Meth) gelegentlich genommen haben, um seine Leistungsfähigkeit zu steigern, wie es in dem Anwaltsschreiben heißt.

Der Konsum sei beendet, eine Drogenabhängigkeit liege nicht vor, hätten Experten dem Politiker bescheinigt.
Der ist aus der Öffentlichkeit verschwunden, seit die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen ihn vor einer Woche öffentlich bekannt wurden. Als innenpolitischer Sprecher trat er umgehend zurück, sämtliche Termine sagte der 51-Jährige zunächst ab. Der ehemalige Sprecher des jüngst verstorbenen ehemaligen Mainzer Innenministers Walter Zuber sitzt seit 2002 im Bundestag, er ist auch Mitglied im parlamentarischen Gremium zur Kontrolle der Geheimdienste.
Offenbar über eine in Berlin festgenommene mutmaßliche Dealerin war der Sozialdemokrat in den Fokus der Ermittler geraten. Wie Michael Hartmann mit der Frau in Kontakt kam, ist bislang nicht bekannt. Auch nicht, was ihn bewogen hat, ausgerechnet die umstrittene Modedroge Crystal Meth zu konsumieren.

Am Dienstagabend wird sich der rheinland-pfälzische SPD-Vorstand mit dem Fall beschäftigen. Hartmann selbst werde an der Vorstandssitzung nicht teilnehmen, sagte Generalsekretär Jens Guth dem Trierischen Volksfreund. Guth hatte nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen mehrmals Kontakt mit dem 51-jährigen Junggesellen. Sein Eindruck: "Hartmann ist relativ gefestigt, ein Stück weit kämpferisch, und er bereut die ganze Sache zutiefst."

Innerparteiliche Konsequenzen muss Hartmann zunächst offenbar nicht befürchten. Generalsekretär Guth verweist auf die Fürsorgepflicht der Partei, die den Bundestagsabgeordneten ja schließlich auch von einer Ecke des Landes in die andere geschickt habe. "Wir lassen ihn doch jetzt nicht fallen wie eine heiße Kartoffel."

Auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Katarina Barley ist dagegen, dass Hartmann sein Mandat zurückgeben muss. Man müsse auch einem Politiker mal einen Fehler zugestehen, sagt Barley. "Er hat den Fehler eingeräumt und außerdem mit den Drogen ja auch nur sich selbst geschadet."

CDU-Generalsekretär Patrick Schnieder mahnte indirekt Konsequenzen an. Es gehe auch darum, das Vertrauen der Wähler in die Politik nicht zu gefährden, sagte Schnieder.

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