Schmerzlicher Rückschlag für den Flughafen Hahn

Mainz · Großes Bedauern und Schuldzuweisungen: Dass der Flughafen Hahn seinen wichtigsten Frachtkunden verliert, hat gestern im Landtag zu einer ernsten Debatte geführt. SPD und Grüne wehrten sich gegen Vorwürfe der CDU-Opposition, das Land schaue dem Niedergang des Hahn tatenlos zu.

Mainz. Etwa 50 000 Tonnen Fracht pro Jahr hat die chinesische Gesellschaft Yangtze River Express am Hahn umgeschlagen und dem Hunsrück-Airport einen Umsatz von 2,9 Millionen Euro beschert. Auf dieses dringend benötigte Geld muss der defizitäre Flughafen künftig verzichten. Die Chinesen wechseln zu den Flughäfen München und Brüssel. Laut Hahn-Chef Markus Bunk und Landesregierung deshalb, weil es ihr Logistiker so will. Die Union bezweifelt das.
Fakt ist: Im Hunsrück muss man sich jetzt strategisch auf die Situation einstellen und den Kostengürtel enger schnallen. Daran lässt Salvatore Barbaro (SPD), Aufsichtsratschef, am Rande des Landtagsplenums keinen Zweifel. Unter anderem könnte das wohl bedeuten, dass weiteres Personal abgebaut werden muss.
CDU-Fraktionsvize Alexander Licht wirft der Landesregierung vor, sie unternehme nichts dagegen, dass der Sinkflug ungebremst weitergehe. Acht von elf Fracht-Airlines seien binnen weniger Jahre abgesprungen. "Die Situation ist dramatisch. Bald ist der Jahresverlust höher als der Jahresumsatz", fürchtet Licht. Er spricht später in kleiner Runde von 30 Millionen Euro Jahresminus, auf das der Hahn zusteuere.
Offiziell beträgt das Minus 2014 laut Salvatore Barbaro 16 Millionen Euro. Geplant seien ferner Abschreibungen in der Bilanz über 25 Millionen Euro, womit der Wertverfall diverser Gebäude und Grundstücke deutlich gemacht werden solle.
Die regierende SPD hält den Hahn nichtsdestotrotz für "eine Erfolgsgeschichte", unterstreicht Hans-Jürgen Noss im Landtag. "Er spielt immer noch in der Bundesliga und hat einen guten Mittelfeldplatz." Die CDU sei dabei, "den Flughafen zu sabotieren". Doch auf ihre parteitaktischen Spielchen falle keiner herein. Der CDU-Abgeordnete Licht müsse sich fragen, ob er der Richtige sei, um den Hahn zu diskreditieren. Schließlich habe er für den Abfluss von Sponsorengeld gesorgt. SPD-Kollegin Bettina Brück aus Thalfang ergänzt, die CDU führe eine scheinheilige Debatte. "Als könnte die Landesregierung irgendetwas an unternehmerischen Entscheidungen ändern!"
Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD) räumt ein, der Verlust des größten Frachtkunden sei "ein herber Rückschlag", der in einer Phase der Konsolidierung schmerzlich sei. Anlass für "Triumphgeheul" der CDU gebe es nicht. Der Verkaufsprozess gehe wie geplant weiter. Ab Ende März würden potenzielle Investoren in einem europaweiten Bieterverfahren gesucht.
Jutta Blatzheim-Roegler, Verkehrsexpertin der Grünen, verweist auf das allgemein schwierige Frachtgeschäft. Der Hahn müsse sich im Wettbewerb mit anderen Standorten behaupten. Es sei wichtig, das nicht-flugaffine Gewerbe zu stützen. Blatzheim-Roegler stichelt in Richtung CDU: "Sagen Sie uns doch mal aus dem reichen Schatz Ihrer Regierungserfahrung, was Sie besser machen könnten!"Extra

Die chinesische Frachtfluggesellschaft Yangtze River Express hat nach Informationen der Zeitung Luxemburger Wort Ende vorigen Monats auch ihre Flüge zum Luxemburger Flughafen Findel eingestellt. Dort war die Gesellschaft der fünftwichtigste Frachtkunde. Dem Blatt zufolge soll LuxairCargo als Frachtabfertiger allerdings dabei sein, mit Yangtze einen Assistance-Vertrag auszuarbeiten. "Wegen eines Mangels an Aufträgen eines wichtigen Forwarders ist die Zukunft von Yangtze in Luxemburg jedoch ungewiss", hieß es. red

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