Statt Zelte und Wohncontainer: Landesregierung setzt auf Holzhäuser

Trier/Hahn · Mit einem Modellprojekt auf dem Flugplatz Hahn will die Landesregierung Impulse setzen, um die Engpässe bei der Unterbringung von Flüchtlingen zu beseitigen. Kern der Idee ist dabei ein Holzcontainer, der von Handwerkern in der Region nachgebaut werden soll. Dieser bietet laut dem Finanzministerium viele Vorteile.

In den Aufnahmeeinrichtungen und Notquartieren für Flüchtlinge drängt die Zeit. Noch immer leben viele Menschen in Zelten. Besonders in den Mittelgebirgen wie dem Hunsrück ist das für die kalte Jahreszeit keine Option. Aber die Lieferzeiten für Wohncontainer betragen inzwischen sechs Monate.
Ein beliebig kombinierbares und gleichzeitig hochwertiges Holzmodul, möglichst von regionalen Handwerkern gebaut, könnte die Lösung bringen.

Salvatore Barbaro, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Finanzministerium, hat bei der Handwerkskammer (HWK) Trier das Modellprojekt des Landes auf dem Flugplatz Hahn vorgestellt, wo derzeit 600 Flüchtlinge in Zelten untergebracht sind. Dort wird in den kommenden Wochen ein dreigeschossiges Gebäude mit jeweils 16 Zimmern entstehen. Mehr als 190 Flüchtlinge sollen noch vor Dezember einziehen. Sozial- und Sanitärräume inklusive werden dafür insgesamt 60 Wohnmodule aus Holz gebraucht.

Barbaro sieht das 30 mal 15 Meter große Gebäude als Beispiel, wie auch Städte und Gemeinden schnell Wohnraum schaffen können: "Wir werden den Kommunen die Möglichkeit geben, dafür auf eine fertige, Planung zurückzugreifen." Im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund verweist Barbaro auf die Vorteile der Holzmodule: Sie sind günstiger als Stahlcontainer, die derzeit zwischen 40.000 und 60.000 Euro kosten. Sie können fast beliebig kombiniert werden, sodass zum Beispiel auch ganze Wohnungen in Modulbauweise entstehen können. "Vor allem aber sind sie in der Ausführung so gut, dass sie zwischen 20 und 30 Jahre genutzt werden können, wobei jederzeit eine andere Nutzung möglich ist." HWK-Präsident Rudi Müller sieht das Projekt auch als Chance für das heimische Handwerk, das die Holzmodule herstellen soll. "Wir sollten die Wertschöpfung in der Region halten und signalisieren, dass wir das machen wollen."

Schnelle Verfahren

Auch das Land will das und stellt den Unternehmen und Kommunen deshalb kostenfrei den Bauplan und das Leistungsverzeichnis für alle Einzelteile zur Verfügung. Zudem verspricht das Finanzministerium den Gemeinden und Städten schnelle Genehmigungsverfahren und zinslose Darlehen über ein Förderprogramm der Investitions- und Strukturbank.

Gespräche mit den Kommunen will das Land in diesen Tagen führen. Wie groß der Handlungsbedarf bei der kurzfristigen Schaffung von Wohnraum ist, macht Staatssekretär Salvatore Barbaro deutlich: "Innerhalb der nächsten zwölf Monate erhöht sich in jeder Kommune im Land die Einwohnerzahl um ein Prozent."
Auf dem Flugplatz Hahn werden dem Modellhaus zwei weitere Wohnkomplexe folgen. Vor Weihnachten sollen dort alle 600 Menschen aus den Zelten umziehen. Es werden nicht die einzigen neuen Holzbauten für Flüchtlinge in Rheinland-Pfalz bleiben.

Extra Das Holzhaus
Das Muster-Holzmodul ist sechs mal drei Meter groß. Es kann mit weiteren Modulen kombiniert werden. Auch eine Zwischenwand kann entfernt werden. Die Kosten stehen noch nicht fest. Sie sollen nach Angaben des Landes unter denen für einen Metallwohncontainer liegen. Zur Orientierung: Ein 42 Appartements umfassendes Wohngebäude des Studierendenwerks Trier, das ebenfalls in Holzmodulbauweise entstanden ist, hat drei Millionen Euro gekostet. Das Leistungsverzeichnis für den Bau eines Moduls wird den Kommunen und dem Handwerk zur Verfügung gestellt. r.n.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort