Streit um Katastrophen-Info - Ex-Feuerwehrinspektor sauer auf Kommunen

Trier · Weil das landesweite Katastrophenwarnsystem Katwarn für die Kommunen in der Region zu teuer ist, setzen sie lieber auf ein noch nicht erprobtes System. Der ehemalige Trier-Saarburger Feuerwehrinspektor Ortwin Neuschwander hat dafür kein Verständnis.

Trier. Wenn es früher irgendwo gebrannt hat oder es schwere Unglücke gab, gingen die Sirenen. Sie alarmierten die Feuerwehrleute und informierten die Bevölkerung. Wenn der Heulton für den Katastrophenalarm erklang, wusste fast jeder, was zu tun ist: Fenster und Türen schließen, Radio und Fernsehen einschalten. Sirenen gibt es nur noch selten.
Nach Ende des Kalten Krieges wurde 1993 das Sirenennetz für den Zivilschutz abgebaut. Die Feuerwehrleute werden zumeist "still" per Funk alarmiert. Und wie wird die Bevölkerung informiert?
Mittlerweile nutzen Bund und Länder ein satellitengestütztes Warnsystem, um bei drohenden Katastrophen, Unglücksfällen oder auch im Verteidigungsfall zu warnen. Bei diesem System wird die Bevölkerung aber nicht direkt informiert, sondern über Radio- und Fernsehstationen, Internet-anbieter oder Presseagenturen.
Das Bundesamt arbeitet an einer Weiterentwicklung des Systems, so dass bei Gefahrenlagen wie etwa Unwettern direkt funkgesteuerte Rauchmelder angesteuert werden und die Warnmeldung unmittelbar auf die Handys derer geht, die sich in der Gefahrenzone aufhalten.
Immer wieder wurde der Start dieses Systems namens Mowas (Modulares Warnsystem) verschoben. Im vergangenen Jahr sollte die Trierer Berufsfeuerwehr, bei der die Rettungsleitstelle für die gesamte Region beheimatet ist, Mowas bekommen. Doch noch immer steckt es in der Erprobungsphase.Landkreise klagen über Kosten



Trotzdem setzen die vier Landkreise in der Region und die Stadt Trier wohl auf Mowas. Vor allem weil es für sie kostenlos wäre. Im Gegensatz zu Katwarn. Das System wurde vom Fraunhofer-Institut zusammen mit dem Verband der öffentlichen Versicherer und der Sparkassen, in denen jeweils die Kommunen vertreten sind, entwickelt. Es ist seit 2011 auf dem Markt.
Seit 21. Januar verwendet Rheinland-Pfalz als bisher einziges Flächenland Katwarn, nach Hamburg und Berlin. 15 000 Euro hat das Land dafür bezahlt, pro Jahr sind noch mal 3000 Euro fällig. Das ist auch die Summe, die die Kommunen bezahlen müssen. Laut Innenministerium unterstützt das Land die Katwarn-Investition der Kommunen mit 40 Prozent. Trotzdem ist den Kommunen in der Region Katwarn zu teuer. "Es kann doch nicht sein, dass die Kreise und die Stadt Trier kein Geld für die Sicherheit ihrer Bürger haben", ärgert sich Ortwin Neuschwander. Der in Gutweiler (Trier-Saarburg) wohnende Sicherheitsexperte war bis 2011 Kreisfeuerwehrinspektor in Trier-Saarburg und wirbt nun weltweit im Auftrag des Fraunhofer-Instituts für Katwarn.
Er sei "sehr enttäuscht", dass ausgerechnet sein Heimatkreis sich gegen das System stellt. Dabei sah es bereits 2013 so aus, als wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis in Trier-Saarburg Katwarn eingeführt wird. Laut Neuschwander nutzen deutschlandweit bis zu 80 Kommunen Katwarn. Zumal die Kommunen durch die öffentlichen Versicherungen und die Sparkassen indirekt daran beteiligt seien.
Mit Mayen-Koblenz folgt in ein paar Wochen der erste Landkreis in Rheinland-Pfalz. Danach folgen laut Innenministerium die Kreise Neuwied und Bad Kreuznach und die Stadt Ludwigshafen. Da unter anderem die Feuerwehren früh in die Einführung von Katwarn eingebunden gewesen seinen und dies "für gut befunden" hätten, ging man beim Ministerium eigentlich davon aus, dass nahezu alle Kommunen schon bald das System nutzen würden. "Eine Warnung vor lokalen Gefahren etwa durch Gefahrstoffe oder Explosionsgefahr könnte über Katwarn schneller die Bevölkerung erreichen als durch Rundfunkdurchsagen und den Einsatz von Lautsprecherwagen", sagt ein Ministeriumssprecher. Von der ablehnenden Haltung in der Region Trier zeigte sich ein Ministeriumssprecher überrascht.

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