TV-Serie - Zu langweilig und überaltert: Sterben die Volksparteien aus?

Trier · Sind die Parteien im Land vom Aussterben bedroht? Die Mitgliederzahlen gehen zurück, das Durchschnittsalter steigt, der Nachwuchs bleibt aus. Dieser Trend werde anhalten, glaubt der Trierer Politikprofessor Uwe Jun. Mit welchen Folgen?

"Eifeler SPD sucht mit Stellenanzeige Kandidat für die Bundestagswahl" - Der vor anderthalb Wochen veröffentlichte Volksfreund-Artikel über die ungewöhnliche Aktion des Bitburg-Prümer SPD-Vorsitzenden Nico Steinbach sorgte bundesweit für Aufmerksamkeit. Und immer wieder wurde die Frage gestellt: Ist es um den Parteiennachwuchs schon so schlecht bestellt, dass es für die diversen Posten und Mandate nicht mehr genügend Kandidaten gibt?

Nein, heißt es unisono aus den rheinland-pfälzischen Parteizentralen. Noch gebe es ausreichend Nachwuchs, auch wenn die Mitgliederzahlen bei den meisten Parteien kontinuierlich sinken. So hatte die rheinland-pfälzische SPD vor fünf Jahren noch 41000 Mitglieder, jetzt sind es nur noch 38000. Die CDU verlor im gleichen Zeitraum sogar 5000 auf heute 42000 Mitglieder, ist aber damit weiter die mitgliederstärkste Partei im Land. Auch bei den Grünen (3014) ging die Zahl der Mitglieder zuletzt leicht zurück, während sie bei den neu in den Landtag gewählten Liberalen leicht (4076) und bei der AfD (1390) sogar stark gestiegen ist.

Der Trierer Politikprofessor Uwe Jun glaubt, dass das nicht von Dauer sein wird. Auch eine junge Partei wie die AfD werde nicht vom Mitgliederverlust der etablierten Parteien profitieren, sagte Jun im Gespräch mit unserer Zeitung. Seine These: Die Parteien werden trotz aller Anstrengungen weiter Mitglieder verlieren, weil sie in der Wahrnehmung junger Leute langweilig und überaltert seien.

Von Politikverdrossenheit will aber auch der Trierer Experte nicht sprechen. Das politische Interesse sei bei vielen Bürgern durchaus vorhanden. "Allerdings bringen sie sich lieber punktuell ein, als sich dauerhaft an eine Partei zu binden", sagt Jun. Ein Grund, der womöglich auch bei der Suche nach einem geeigneten Eifeler SPD-Bundestagskandidaten bedacht wurde. Interessenten müssen nämlich kein Parteibuch in der Tasche haben.

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