Tödlicher Raub in der Vulkaneifel: Kronzeugin belastet drei der vier Angeklagten schwer – Wurde Mittäterin ermordet?

Trier · Im Prozess um den zehn Jahre zurückliegenden tödlichen Raubüberfall auf einen Eifeler Geschäftsmann in Mehren (Landkreis Vulkaneifel) hat eine Zeugin drei der vier Angeklagten schwer belastet. Weil die Frau um ihr Leben fürchtet, wurde sie im Trierer Landgericht von mehreren Beamten geschützt.

An irgendeinem Tag im Winter 2005/2006 hat Richard A. sein Herz ausgeschüttet. Wenn es stimmt, was seine langjährige Bekannte am Dienstag im großen Sitzungssaal des Trierer Landgerichts berichtet, war der damals 36-jährige Richard (Name von der Redaktion geändert) an jenem Tag ziemlich alkoholisiert und äußerst redselig.

"Er erzählte mir, was er und einige Kumpels ein paar Tage zuvor gemacht hatten", erinnert sich die Kronzeugin, während Richard A. nur ein paar Meter von ihr entfernt auf der Anklagebank sitzt und aufmerksam zuhört. Die Frau erzählt, dass ihr Bekannter damals viele private Probleme gehabt habe, unbedingt weg aus der Vulkaneifel nach Kroatien wollte und sie ihm dabei helfen sollte. "Wir haben Scheiß' gebaut", habe er gesagt, "jemanden in Mehren überfallen und ihm Geld weggenommen."

Genau das werfen Staatsanwalt Eric Samel und sein Kollege Volker Blindert den vier Angeklagten vor. Die heute zwischen 28 und 46 Jahren alten Männer sollen in der Nacht vor Heiligabend 2005 einen Geschäftsmann in Mehren (Vulkaneifelkreis) überfallen, brutal zusammengeschlagen und beraubt zu haben. Das 54-jährige Opfer erlag seinen schweren Verletzungen, die Täter machten sich mit einer Beute von etwas über 6000 Euro aus dem Staub. Erst vor einigen Monaten wurden die Tatverdächtigen festgenommen - und sitzen seitdem in Untersuchungshaft.

Nach Angaben der Kronzeugin hat ihr Richard A. seinerzeit auch gesagt, wer zugeschlagen habe: der damals 26-jährige Klaus K. (Name ebenfalls geändert). Der Grund: Der überfallene Geschäftsmann habe sich geweigert, das geforderte Geld herauszurücken. Auch Klaus K. hat der Kronzeugin nach deren Angaben eine eigene Version des Überfalls erzählt. "Er wollte ins Nachbargebäude einbrechen, hat dabei zufällig gesehen, dass Richard, zwei weitere Männer und eine blonde Frau einen Mann überfallen haben und dann abgehauen sind", erinnert sich die 58-Jährige an das Jahre zurückliegende Gespräch. Dass eine blonde Frau bei dem Überfall dabei war, soll auch Richard A. seiner Bekannten erzählt haben. Die Frau, eine russische Prostituierte, sollte den Geschäftsmann demnach ablenken, während sich die Männer um das Geld kümmerten.

Angeblich wurde die "kleine Russin" später ermordet und ihre Leiche im Keller einer leerstehenden Gaststätte in Lutzerath (Kreis Cochem-Zell) verbuddelt. Die ganze Clique sei dabei gewesen, will die Kronzeugin von Klaus K. erfahren haben. Kripobeamte mit Suchhunden haben das Gebäude und das umliegende Gelände deshalb Anfang des Jahres schon zweimal unter die Lupe genommen - ohne Ergebnis.

Die in Untersuchungshaft sitzenden Angeklagten haben sich im Prozess bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Die Kronzeugin ist in einem Zeugenschutzprogramm, sie lebt an einem geheimgehaltenen Ort. In der gestrigen Verhandlung wird die 51-Jährige von vier Beamten begleitet. Wer als Zuschauer den von Kripobeamten und Justizbediensteten gesicherten Sitzungssaal betreten will, muss eine Schleuse passieren und wird streng kontrolliert; selbst auf der Straße vor dem Landgericht patrouilliert Polizei.

Die Zeugin erzählt, dass Anfang des Jahres die Freundin eines Angeklagten ihre Stieftochter nach dem neuen Wohnort der Stiefmutter ausgefragt habe. Vergeblich. Aber für die Ermittler offenbar ein Indiz, dass sie auf die Frau aufpassen müssen. Der Prozess wird am nächsten Dienstag fortgesetzt. Terminiert ist er bis Ende November.

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