Überfüllte Züge, verärgerte Kunden: Es knirscht noch beim Winterfahrplan

Trier · Überfüllte Pendlerzüge, Verspätungen wegen eines Gleises, das nicht benutzt wird und Haltepunkte, bei denen Bahnkunden winken müssen, damit der Zug anhält: Der neue Bahnfahrplan in der Region sorgt für Unmut.

 Mit dem Fahrplanwechsel am Sonntag fährt jede Stunde ein Zug von Trier nach Koblenz.

Mit dem Fahrplanwechsel am Sonntag fährt jede Stunde ein Zug von Trier nach Koblenz.

Foto: Friedemann Vetter

Vier Tage nach dem Start des neuen Bahnfahrplans in der Region knirscht es an der einen oder anderen Stelle. Insgesamt sei der neue Rheinland-Pfalz-Takt zwischen Koblenz und Trier gut angelaufen, sagte der Direktor des Zweckverbands SPNV Nord am Dienstag in Koblenz. Trotzdem gibt es Unmut bei Fahrgästen:

Auf der Moselstrecke zwischen Wittlich und Trier sind morgens zwischen 6.30 und sieben Uhr zwei Züge weggefallen. Einige der fahrenden, frühen Züge seien seit Montag überfüllt, berichten Fahrgäste. Einige hätten gestern in Schweich (Kreis Trier-Saarburg) nicht einsteigen können. Das Problem liege darin, sagt SPNV-Nord-Sprecher Thomas Nielsen, dass auf der Strecke eigentlich ein längerer Zug fahren sollte. Die Züge der Deutschen Bahn sollten mit denen der luxemburgischen Bahn zwischen Koblenz und Trier gekuppelt werden. Wegen technischer Probleme und nicht ausreichender Tests wird es diese Kupplung aber erst im März nächsten Jahres geben. So lange würden verkürzte Züge auf der Strecke fahren, sagt Nielsen. Dienstagmorgen ist wohl auch ein Zug Richtung Koblenz ausgefallen.

Einige Haltepunkte auf der Eifelstrecke - Birresborn, Mürlenbach und Densborn im Kreis Vulkaneifel, Usch-Zendscheid und Hüttingen im Eifelkreis Bitburg-Prüm sowie Trier-Pfalzel - sind als Bedarfshalte eingerichtet worden. Wer dort aussteigen will, muss im Zug einen Halteknopf drücken. Fahrgäste an den Bahnsteigen müssen dem Zugführer winken, damit der Zug anhält. Fahrgäste beschweren sich, dass sie dafür im Regen stehen müssen. Die Bedarfshalte gebe es, um den Fahrplan einzuhalten, heißt es bei der Bahn.

Zu Verspätungen kommt es auf der Strecke zwischen Trier und Luxemburg. Denn das zweite Gleis, das seit Sonntag in Betrieb sein sollte, darf laut Gerichtsbeschluss nicht benutzt werden. Es gibt Probleme beim Lärmschutz, ein Anwohner hat geklagt.

Auf der Moselweinbahn zwischen Traben-Trarbach und Bullay fährt nun die Privatbahn Rhenus-Veniro. Allerdings wurden die neuen Fahrkartenautomaten nicht rechtzeitig geliefert.

Meinung


Unmut der Fahrgäste muss ernst genommen werden

Es ist vollkommen verständlich, dass Bahnkunden sauer sind, wenn ihr Zug von heute auf morgen plötzlich überfüllt ist. Und das, obwohl ihnen versprochen wurde, dass mit dem Rheinland-Pfalz-Takt 2015 alles besser wird: bessere Verbindungen, bessere Züge. Es ist auch verständlich, dass Fahrgäste mit Unverständnis reagieren, wenn sie plötzlich an Haltepunkten, wo bis Ende vergangener Woche regelmäßig der Zug hielt, jetzt winken sollen, wenn die Bahn dort halten soll. Es ist auch ärgerlich, wenn es (noch) keine Fahrkartenautomaten gibt, wie auf der Moselweinbahn zwischen Traben-Trarbach und Bullay.

Doch bei allem verständlichen Unmut muss auch festgehalten werden, dass diese - für die betroffenen Bahnkunden sicherlich ärgerlichen - Pannen vergleichsweise harmlos sind. Startschwierigkeiten zu einem der größten Fahrplanwechsel, die es im Land jemals gegeben hat - und der alles in allem gut gemeistert worden ist.
Das hätte durchaus auch anders kommen können in den ersten Tagen des Rheinland-Pfalz-Taktes 2015 bei uns. Statt überfüllter Züge gar keine Züge. So wie es seit Tagen die Bahnkunden in Mainz ertragen müssen. Das ist ein echtes Desaster.

Trotzdem sollten die Verantwortlichen beim zuständigen Zweckverband den Unmut der Bahnkunden ernst nehmen und nichts schönreden. Es gibt Probleme, die müssen gelöst werden. Ein Fehler, der gemacht wurde, ist sicherlich die unzureichende Kommunikation. Es reicht nicht aus, nur darauf hinzuweisen, dass mehr Züge fahren und die Verbindungen besser sind. Man hätte den Bahnkunden mitteilen müssen, dass es durch die Probleme bei der Kupplung der Züge aus Luxemburg mit denen aus Saarbrücken zunächst einmal zu überfüllten Zügen kommen kann. Auch dass einige Züge wegfallen und Bahnfahrer dadurch eventuell früher los müssen. Antworten wie "Vielleicht können Sie gegenüber Ihrem Arbeitgeber die Einführung einer Gleitzeitregelung anregen. Dann kämen Sie mit den neuen Ankünften sicher besser zurecht", wie sie vom Zweckverband auf eine Anfrage einer Kundin gegeben wurde, tragen sicherlich nicht zur Zufriedenheit bei. Man hätte auch früher und deutlicher auf die Einrichtung der umstrittenen Bedarfshalte entlang der Eifelstrecke hinweisen müssen und den Kunden erklären müssen, wie sie dort ein- und aussteigen können. Fehler, aus denen die Verantwortlichen lernen sollten.

Gut ist aber: Das Bahnangebot in der Region hat sich deutlich verbessert. Und die modernen Züge lassen die Trauer über den Wegfall der veralteten IC vielleicht doch in Grenzen halten. b.wientjes@volksfreund.de

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