Umgang des Bistums mit Pädophilen erneut in der Kritik

Trier/Saarbrücken · Der aushilfsweise Einsatz eines Pfarrers, der als Missbrauchstäter bekannt ist, sorgt für Aufruhr Der Trierer Bischof und Missbrauchsbeauftragte der katholischen Kirche, Stephan Ackermann, steht seit Wochen heftig unter Beschuss, weil er pädophil aufgefallene Priester im Amt lässt. Der aushilfsweise Einsatz eines einschlägig verurteilten Geistlichen in einer nordsaarländischen Gemeinde hat eine neue Welle der Empörung ausgelöst.

Es war ein besonderer Tag für die künftigen Kommunionkinder zweier nordsaarländischer Gemeinden: Traditionell wurden die meist Neunjährigen während des feierlichen Gottesdienstes der Kirchengemeinde vorgestellt. Weil der Kaplan nach Angaben eines Kirchenangestellten im Urlaub war und "der Pfarrer auch nicht konnte", stand aushilfsweise ein Geistlicher aus dem Seelsorgeteam am Altar.

"Es war eine unglückliche Wahl", heißt es in Kirchenkreisen. Das Brisante: Ausgerechnet ein Priester, der in den 90er-Jahren wegen 40 sexueller Übergriffe verurteilt worden war, hielt die Messe, in der die zwölf Kommunionkinder vorgestellt wurden. Der TV hatte vor rund zwei Wochen bereits über seinen umstrittenen Einsatz als Krankenhausseelsorger und Kooperator berichtet.

Und der Geistliche gehört zu den sieben pädophilen Priestern, von denen in der Spiegel-Geschichte, die mächtig für Wirbel gesorgt hatte, die Rede war. Als nun in dem saarländischen Ort durchsickerte, dass der Aushilfs-Priester nicht in der Kinder- und Jugendarbeit eingesetzt werden darf, schlugen die Wellen der Empörung hoch. Vor allem unter den Eltern der Kommunionkinder.

Unruhen unter den Bürgern

Der Bürgermeister des Ortes spricht von "Unruhen unter den Bürgern". Auch sei er Hilfe suchend gebeten worden, zu agieren. Allerdings sieht sich der Bürgermeister in der Verantwortung, tätig zu werden, "wenn der Priester, der Missbrauchstäter geworden war, in Kindergärten oder Schulen seiner Gemeinde aktiv ist".

Das Bistum rechtfertigt das Einspringen des Geistlichen: Er werde nicht in der Kinder- und Jugendarbeit eingesetzt, und es werde vermieden, dass er sich alleine mit Kindern und Jugendlichen in Räumen aufhalte.
"Wenn der Pfarrer Gottesdienste feiert, befindet er sich in einem öffentlichen Raum, eine Gefahr für Kinder und Jugendliche besteht von daher nicht", heißt es in der Stellungnahme der bischöflichen Pressestelle. Dennoch habe das Bistum Verständnis, dass insbesondere Eltern von Kommunionkindern es problematisch fänden, dass der Pfarrer ausgerechnet eine Messe feiere, in der die künftigen Kommunionkinder sich vorstellten. "Als der Pfarrer zusagte, aushilfsweise den Gottesdienst zu feiern, war ihm nicht bekannt, dass auch die Vorstellung der Kommunionkinder erfolgen sollte", sagt Bistumssprecher Stephan Kronenburg.

Der Vorfall hatte auch in der Pfarrei Folgen: Am Dienstagabend hatten sich der Pfarreienrat sowie das Seelsorgeteam zu einer Krisensitzung getroffen. "Es wurden offene Gespräche geführt", sagte der zuständige Dechant gestern auf TV-Anfrage. Und er betonte, dass mit dem Einsatz nicht gegen die Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz verstoßen worden sei. Der betroffene Pfarrer, dessen Vorgesetzter er auch ist, sei nicht dabei gewesen.

Doch das Bistum will offenbar aus dem jüngsten Geschehnis wieder lernen: "Der Vorfall und die Reaktionen zeigen, dass wir uns der Frage, ob und wie jemand weiter glaubwürdig als Priester arbeiten kann, wenn er Missbrauchstäter geworden ist, weiter zu stellen haben", sagt der Bistumssprecher. Zudem räumt er ein, dass mit dieser Frage im konkreten Fall mit noch mehr Sensibilität umgegangen werden müsse.

Vergangene Woche hatte Kronenburg mitgeteilt, dass nicht vorgesehen sei, pädophil aufgefallene Priester von ihren Stellen abzuziehen. Ein Kirchenbediensteter, der anonym bleiben möchte, hat für diese Haltung "null Verständnis". Der Einsatz von Missbrauchspriestern sei sowohl für Kinder als auch für den Geistlichen selbst "sehr riskant".

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