Westafrika-Rückkehrer: Selbst der Müll steht unter Beobachtung

Baumholder · Bis zu 72 Stunden lang können Ebolaviren theoretisch außerhalb des menschlichen Körpers überleben und, falls sie in den Blutkreislauf einer anderen Person gelangen, eine Infektion auslösen. In der von der US-Armee in der Militärbasis Baumholder für Westafrika-Rückkehrer vorbereiteten Controlled Monitoring Area (CMA) - zu deutsch: kontrollierter Überwachungsbereich - wird selbst dieser unwahrscheinlichen Möglichkeit Rechnung getragen.

 Der Zaun um das Areal dient vor allem dazu, Unbefugte zum eigenen Schutz am Betreten des Kontrollbereichs zu hindern. Foto: Michael Fenstermacher

Der Zaun um das Areal dient vor allem dazu, Unbefugte zum eigenen Schutz am Betreten des Kontrollbereichs zu hindern. Foto: Michael Fenstermacher

Deshalb stehen vor jedem der vier Gebäude, in denen bald jeweils bis zu 56 Westafrika-Rückkehrer untergebracht werden sollen, drei Müllcontainer. "Nach einem Tag werden die Container verschlossen, und erst drei Tage später geleert", erklärt Oberstleutnant John Motszko von der 16th Sustainment Brigade, der Logistikeinheit, die für den Betrieb der CMA zuständig ist, den staunenden Medienvertretern, die gestern in großer Zahl der Einladung gefolgt waren, sich an Ort und Stelle über die geplante Vorsorgemaßnahme zu informieren. "Wir denken an jedes Detail und haben alles unter Kontrolle": So lautet die Botschaft, die den ganzen Vormittag über verbreitet wird und durchaus überzeugend wirkt.

Immer wieder wird betont: Wer bereits in Afrika oder bei der Landung in Ramstein Ebolasymptome zeigt, kommt nicht nach Baumholder. Und: Das Risiko, dass die Soldaten, die beim Hilfseinsatz mit logistischen Aufgaben wie dem Aufbau von Laboren betraut sind, sich anstecken, tendiert gegen Null, da sie in Afrika kaum oder gar keinen Kontakt zu Einheimischen haben.

Unbeantwortet bleiben unterdessen auch gestern Fragen nach einem Zeitplan für die generalstabsmäßig durchgeplante Aktion, die jegliches Restrisiko einer Ausbreitung des Ebolavirus durch Rückkehrer ausschließen soll. "Es gibt noch keine abschließende Zustimmung von deutscher Seite", erklärt dazu Oberst Scott Murray, Kommandeur der 16th Sustainment Brigade. Gespräche darüber fänden auf höherer Ebene statt.

Fest steht allerdings: Die Basis ist bis auf kleine Details wie die endgültige Fertigstellung der Kantine, die in einem Zelt untergebracht wird, auf den Empfang der Westafrika-Rückkehrer vorbereitet. Und wer den Aufwand betrachtet, mit dem die vier Unterkunftsgebäude, die in einem eigenen Gebäude untergebrachte Klinik und das Gewehr bei Fuß stehende logistische und medizinische Personal, rund 100 Männer und Frauen, dafür vorbereitet wurden, kann sich kaum ein Zurück vorstellen.

Während die für zwei Mann ausgelegten Schlafstuben eher spartanisch wirken, wird es den Soldaten ansonsten kaum an Annehmlichkeiten fehlen. Der Keller jedes der bislang leer stehenden Wohngebäude beherbergt ein Fitnessstudio mit allen Arten von Ausdauer- und Kraftgeräten. Im Obergeschoss gibt es jeweils Aufenthaltsräume mit großem Fernseher, Dutzenden DVDs, Spielkonsolen sowie Billard- und Kickertischen. "Für jemand, der schon einmal aus dem Einsatz zurückgekehrt ist, ist das alles absoluter Luxus", meint John Motszko, der nach seiner Kampfeinsatz im Irak ebenfalls ein Monitoring durchlaufen hat - allerdings vor dem Rückflug und im bis zu 50 Grad heißen Zelt.

Den Soldaten wird ermöglicht, auch innerhalb des Überwachungsgebiets frische Luft zu schnappen, allerdings nur blockweise. Denn die Bewohner, die nach ihrer Ankunft gestaffelt auf die vier Häuser verteilt werden, werden innerhalb des Kontrollbereichs voneinander isoliert. Im Kantinenzelt ermöglicht eine Trennwand, das zwei Wohngemeinschaften gleichzeitig verpflegt werden können. Für Abwechslung auf dem Speiseplan soll neben Truthahn zu Thanksgiving und Weihnachten das eine oder andere Barbecue sorgen.

Lediglich der medizinischen Grundversorgung bei leichten Beschwerden dient das Klinikgebäude, dessen Empfang rund um die Uhr besetzt sein wird. Sogar eine Zahnarztpraxis gibt es. Hier wie überall in der CMA sind drei Fuß Abstand zum Personal vorgeschrieben. Sollte tatsächlich einer der Soldaten verdächtige Symptome entwickeln, stehen jederzeit zwei Kleinbusse bereit. Mit Polizeieskorte würde er sofort ins US-Hospital nach Landstuhl gebracht.

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